Evolution: Umzug in die Stadt
»Wusch!«, ruft mein Freund Frank, während er die hohle Hand nach oben schnellen lässt und dabei fast das Glas auf dem Tisch umwirft. Wir sitzen im Hinterhof meines Hauses im niederländischen Leiden. Frank zeigt mir gerade, wie es aussieht, wenn ein Wanderfalke vor dem Fenster seines Arbeitszimmers aufwärtsschießt. Das passiert ein- bis zweimal täglich, und der Greifvogel hält dabei meist eine frisch erlegte Taube in den Krallen und steuert seinen Horst an, der sich unter einem riesigen beleuchteten Logo auf dem Hausdach befindet. Wenige Sekunden nach einem solchen Vorbeiflug schweben ein paar ausgerupfte Federn herunter.
Die Wanderfalken gehören zu den vielen Vogelarten, die sich in jüngster Zeit an ein Leben in der Stadt angepasst haben. Unter natürlichen Bedingungen jagen sie mittelgroße Vögel in der Umgebung felsiger Klippen. Doch seit der Mensch nahezu überall künstliche Landschaften aus Kirchen, Schornsteinen, Bürohäusern und sonstigen Gebäuden errichtet hat, tauschen die Vögel nur zu gern steile Böschungen gegen Fassaden und erlegen Tauben statt Häher. In einigen Regionen Europas und Nordamerikas nistet bereits heute die Mehrzahl der Wanderfalken in Städten …
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