Tagträumen: Flucht aus der Wirklichkeit
Wenn Hadas tagträumt, taucht sie ab in eine andere Welt. Eine, in der sie beliebt ist und mutig, einen Haufen Freunde hat und von ihrem Professor als großes Talent angesehen wird. Die überaus rosigen Tagträume der Studentin begannen, als sie eine gewisse soziale Ängstlichkeit entwickelte. In ihrer Fantasie konnte sie die Furcht, vor anderen sprechen zu müssen oder in peinliche Situationen zu geraten, wenigstens für eine Weile vergessen. Doch mit der Zeit wurde genau das zum Problem: »Ich träumte andauernd von Dingen, die nie geschehen sind«, sagt Hadas heute. »Unrealistische Sachen, die beinahe meinen gesamten Alltag ausfüllten. Ich vernachlässigte die Uni, meine Freunde und Hobbys und verkroch mich in eine Traumwelt.«
Dann erfuhr Hadas, dass ihr Problem einen Namen hat: »maladaptive daydreaming« (kurz: MD). Geprägt hat diesen Ausdruck Eli Somer, Professor für klinische Psychologie an der Universität Haifa in Israel. Er definierte das Phänomen erstmals 2002 als »reges Fantasieren, das menschliche Interaktionen ersetzt und/oder die Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt«. Im Deutschen spricht man inzwischen meist von »zwanghaftem Tagträumen« …
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