Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Tagträumen: Flucht aus der Wirklichkeit

Mentale Fantasiereisen entspannen, machen kreativ, bringen frischen Wind in den Kopf – oder doch nicht? Für manche werden sie zum Problem.
Tagträumen

Wenn Hadas tagträumt, taucht sie ab in eine andere Welt. Eine, in der sie beliebt ist und mutig, einen Haufen Freunde hat und von ihrem Professor als großes Talent angesehen wird. Die überaus rosigen Tagträume der Studentin begannen, als sie eine gewisse soziale Ängstlichkeit entwickelte. In ihrer Fantasie konnte sie die Furcht, vor anderen sprechen zu müssen oder in peinliche Situationen zu geraten, ­wenigstens für eine Weile vergessen. Doch mit der Zeit wurde genau das zum Problem: »Ich träumte andauernd von Dingen, die nie geschehen sind«, sagt Hadas heute. »Unrealistische Sachen, die beinahe meinen gesamten Alltag ausfüllten. Ich vernachlässigte die Uni, meine Freunde und Hobbys und verkroch mich in eine Traumwelt.«

Dann erfuhr Hadas, dass ihr Problem einen Namen hat: »maladaptive daydreaming« (kurz: MD). Geprägt hat diesen Ausdruck Eli Somer, Professor für klinische Psychologie an der Universität Haifa in Israel. Er definierte das Phänomen erstmals 2002 als »reges Fantasieren, das menschliche Interaktionen ersetzt und/oder die Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt«. Im Deutschen spricht man inzwischen meist von »zwanghaftem Tagträumen« …

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Licht - Wie es unser Denken beflügelt

Wenn die dunkle Jahreszeit beginnt, machen wir es uns gern mit Lichterketten und Kerzen gemütlich. Dabei hellt Licht nicht nur die Stimmung auf: Dank seines Einflusses auf die Hirnfunktion kann das Denken profitieren. Daneben berichten wir, wie Einzelkinder wirklich sind, oder wie Blase und Gehirn beim Urinieren zusammenarbeiten und was es mit dem Harndrang auf sich hat. Unser Artikel über Sigmund Freund widmet sich der unrühmlichen Geschichte der Psychologie und Psychotherapie unterm Hakenkreuz. Im Interview gibt die Psychologin Gilda Giebel Einblicke in den Alltag in der Sicherungsverwahrung. Sie behandelte dort als systemische Therapeutin die brutalsten Männer Deutschlands.

Spektrum - Die Woche – Mehrere Higgs-Teilchen vor dem Aus?

2012 wurde der Nachweis des Higgs-Teilchens vom CERN bekannt gegeben, seitdem wird fleißig weiter geforscht. Warum gibt es mehr Materie als Antimaterie? Was ist Dunkle Materie? Diese und weitere Fragen behandeln wir in unserer Titelgeschichte. Außerdem: Die seelische Gesundheit unserer Kinder.

Gehirn&Geist – Faszination Gehirn: 38 Infografiken über unser Denken, Fühlen und Handeln

Weil Sprache allein nicht immer das beste Kommunikationsmittel ist, werden seit 2013 ausgewählte Inhalte auf eine andere Art präsentiert: in Infografiken. Denn manches lässt sich in Bildern so viel einfacher darstellen als mit Worten. In dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist« präsentieren wir ein »Best-of« unserer Infografiken zu Psychologie, Hirnforschung und Medizin. Wie funktioniert unser Orientierungssinn? Was haben Darmbakterien mit der Psyche zu tun? Was macht eine angenehme Unterhaltung aus? Wie wirkt Alkohol im Gehirn? Und warum lassen wir uns im Supermarkt so leicht zu Spontankäufen animieren? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie in dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist«. Jede der 38 Grafiken im Heft widmet sich einem eigenen Thema.

  • Quellen

Bigelsen, J., Schupak, C.: Compulsive fantasy: Proposed evidence of an under-reported syndrome through a systematic study of 90 self-identified non-normative fantasizers. Consciousness and Cognition 20, 2011 

Bigelsen, J. et al.: Maladaptive daydreaming: Evidence for an under-researched mental health disorder. Consciousness and Cognition 42, 2016

Meyer, T. D. et al.: Is risk for mania associated with increased daydreaming as a form of mental imagery?. Journal of Affective Disorders 135, 2011

Schupak, C., Rosenthal, J.: Excessive daydreaming: A case history and discussion of mind wandering and high fantasy proneness. Consciousness and Cognition 18, 2009

Somer, E.: Maladaptive daydreaming: A qualitative inquiry. Journal of Contemporary Psychotherapy 32, 2002

Somer, E. et al.: The comorbidity of daydreaming disorder (maladaptive daydreaming). Journal of Nervous and Mental Disease 205, 2017

Schreiben Sie uns!

1 Beitrag anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.