Altamerika: Wer regierte Teotihuacán?
Irgendwann im 14. Jahrhundert fanden die ersten "Mexica" ihren Weg in das Tal von Teotihuacán. Die Neuankömmlinge aus dem Norden, die schon bald das Hochland von Mexiko unter ihre Herrschaft bringen und das Reich der Azteken begründen sollten, folgten Berichten eines anderen Volks, der Tolteken, wonach in dieser Bergregion einst die Götter selbst gewohnt hätten. Was die wagemutigen Auswanderer entdeckten, war mehr als dazu angetan, diese Erzählungen zu bestätigen: Ruinen von gewaltigen Pyramiden säumten eine breite Straße. So weit das Auge reichte, erstreckten sich verfallene Tempel und Marktplätze – die Zeugnisse einer einst mächtigen Stadt, in der bis zu 125 000 Menschen gelebt hatten.
Nach ihrem Vorbild errichteten die Mexica gut 48 Kilometer entfernt Tenochtitlán, heute unter Mexiko-Stadt verborgen, während sich ihre Aristokraten in den heißen Sommermonaten in die Ruinenstätte zurückzogen, die sie in ihrer Sprache Teotihuacán nannten – den Ort, an dem Menschen zu Göttern wurden.
Etwa 200 Jahre später, im Jahr 1521, eroberten Konquistadoren das aztekische Reich, und Teotihuacán geriet in Vergessenheit, bis Archäologen Anfang des 20. Jahrhunderts dort die ersten Ausgrabungen durchführten. Wer diese Stadt erbaut haben sollte, war ihnen ein Rätsel. War sie ursprünglich eine kleine Siedlung gewesen, die von Invasoren eingenommen und ausgebaut worden war? Heute wissen die Altamerikanisten, dass sie einst das Zentrum eines riesigen Reichs war, das schon vor den Mexika und Tolteken im Hochland von Mexiko erblühte und noch mehr als 1100 Kilometer entfernt Einfluss ausübte. Teotihuacán war den mächtigen Mayazentren in Guatemala und Honduras ebenbürtig – und dürfte sie archäologischen Funden nach sogar eine Zeit lang kontrolliert haben. ...
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