Interview: "Wut ist eine Domäne der Jugend"

Dieser Effekt mag zunächst paradox erscheinen. Trotz vermehrter Verlusterfahrungen und sinkender Leistungsfähigkeit bleibt die allgemeine Stimmungslage bis ins hohe Alter im Schnitt stabil, oft steigt sie sogar etwas. Es gibt im Prinzip drei Erklärungsansätze dafür: In sozialer Hinsicht stehen Ältere einfach nicht mehr so sehr unter Druck, die Zahl und Intensität möglicher Stressoren nimmt ab. Man ist im Ruhestand, die Kinder sind aus dem Haus, die finanzielle Lage ist kalkulierbar – das trägt sicherlich zur emotionalen Stabilität bei. Dann gibt es natürlich psychologische Faktoren wie zunehmende Gelassenheit, die Erfahrung, dass sich viele Probleme schnell relativieren können. Hinzu kommt, dass unsere physiologischen und hormonellen Reaktionen weniger flexibel werden. Das autonome Nervensystem reagiert beispielsweise langsamer und schwächer auf Reize, die junge Menschen noch blitzschnell in große Erregung versetzen ...
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