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News: Abwarten und Tee trinken

Eine Wespenkönigin übernimmt nur dann ein fremdes Nest, wenn ihr eigenes zerstört wurde. Das jedenfalls nahmen Wissenschaftler bisher an. Jetzt fand ein amerikanischer Forscher heraus, daß auch Wespen, die nie ein eigenes Nest hatten, die Brutstätten anderer Königinnen rauben oder verwaiste Nester adoptieren.

Weibliche Papierwespen der Art Polistes dominulus bauen bisweilen keine eigenen Nester. Stattdessen warten sie auf eine Gelegenheit, verwaiste Nester anderer Königinnen zu übernehmen oder sich fremde Brutstätten gewaltsam anzueignen, wie Philip T. Stark von der Cornell University entdeckte. Der Wissenschaftler hält dieses Verhaltensmuster für sehr riskant. Weibchen, die kein Nest besitzen, laufen Gefahr, in der nächsten Generation keine Nachkommen zu haben, erläutert er, aus evolutionärer Sicht ein großer Nachteil. "Wir alle kennen Menschen, die nur dasitzen und darauf warten, daß andere Dinge für sie erledigen. Aber wer hätte gedacht, daß es das auch bei Insekten gibt?"

Feindliche Übernahmen und die Adoption von Brutstätten sind schon lange bekannt. Man nahm allerdings an, daß diese Königinnen aus zerstörten Nestern kämen oder rangniedrige Königinnen seien, die ihre früheren Nester verlassen hatten. Die Forscher konnten im Freiland nicht nachvollziehen, woher die Wespen kamen. Es ist offensichtlich, daß die Adoption nicht die einzige Fortpflanzungsstrategie der Wespen ist, aber sie ist ein Weg, der hohen Profit verspricht, meint Starks.

Die Wespenweibchen mit der Strategie "Abwarten und Tee trinken" übernehmen besonders gern Nester, in denen die Eier und Larven schon weit entwickelt sind. In diesen Nestern schlüpfen am schnellsten Arbeiterinnen und die Wahrscheinlichkeit, daß Kolonien mit Arbeiterinnen überleben, ist hoch – was die Bevorzugung dieser Stöcke erklären könnte. Sobald sich eine Wespe ein Nest angeeignet hat, frißt sie die Eier und jungen Larven der früheren Königin und ersetzt sie durch ihre eigenen, erklärt Starks. Die älteren Larven und Puppen allerdings dürfen ihre Entwicklung zu Arbeiterinnen beenden und helfen dann, die Nachkommen der neuen Königin aufzuziehen (Proceedings of the Royal Society vom 7. August 1998).

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