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Küstenschutz: Alte Seekarten enthüllen drastischen Riffschwund

Gesunde Korallenriffe tragen ihren Teil zum Küstenschutz bei. Vor Florida gingen leider während der letzten Jahrhunderte viele Bereiche völlig zu Grunde.
Rund um die Florida Keys finden sich noch Korallenriffe - aber nur wenige.

Korallenriffe haben einen sehr hohen ökologischen und auch ökonomischen Wert: Sie beherbergen eine hohe Artenvielfalt, sind die Kinderstube vieler Fische, locken Tauchtouristen an und tragen ihren Teil zum Küstenschutz bei, weil sie die Wellen bremsen. Leider befinden sie sich weltweit in schlechtem Zustand, denn zahlreiche Faktoren gefährden sie – mit Erderwärmung, Versauerung der Ozeane und Überdüngung seien nur drei genannt. Wie drastisch der Verlust ausfallen kann, zeigen alte britische Seekarten aus dem 18. Jahrhundert, die Loren McClenachan vom Colby College in Maine und ihre Kollegen in "Science Advances" ausgewertet und mit heutigen Kartierungen verglichen haben. Sie konzentrierten sich dabei auf die Region um die Südspitze von Florida und die Florida Keys.

Hier hatte die britische Marine ab 1770 sehr detaillierte Seekarten zeichnen lassen, die sogar zwischen lebenden Riffen und blankem Fels unterscheiden. Die Kapitäne sollten auf diese Weise tückische Untiefen umgehen können, die ihre Schiffe gefährdet hätten. Der Blick auf die Verhältnisse heute zeigt drastische Veränderungen: Durchschnittlich sind dort in den letzten 240 Jahren etwas mehr als 50 Prozent aller Korallenriffe restlos verschwunden; in manchen küstennahen Regionen wie der Florida Bay betragen die Verluste sogar annähernd 90 Prozent. Stattdessen dominieren dort nun Seegraswiesen oder schlicht kahler Meeresboden. "Das Ausmaß der Änderungen ist deutlich größer, als wir vermutet hätten", sorgt sich Koautor John Pandolfi von der University of Queensland in Brisbane.

Warum viele der Riffe verschwunden sind, lässt sich meist nicht mehr im Detail nachvollziehen. Vieles spricht dafür, dass die Abholzung der Mangroven an Floridas Küste und die Degradierung beziehungsweise Vernichtung vieler Feuchtgebiete in der Region den Niedergang im Meer vorangetrieben haben. Mangroven und Sümpfe halten Sedimente zurück und reinigen das abfließende Wasser. Mit ihrem Verschwinden werden Erdreich und Düngemittel ungehindert in den Ozean gespült. Sie bedecken die empfindlichen Riffe und fördern das Algenwachstum, was wiederum die Korallen absterben lässt. Das geschwächte Ökosystem wird anfällig für Erosion und kann leicht durch Stürme zertrümmert werden. Vor allem zwischen 1930 und 1950 gelangten viel Schlamm und Nährstoffe ins Meer, so die Autoren. Einen weiteren Faktor stellt die Schifffahrt dar: Um sie zu fördern, wurden Riffe gezielt zerstört, als Fahrrinnen ausgebaggert wurden.

Ihre Funktion zum Küstenschutz können sie daher nur noch eingeschränkt leisten. Angesichts der drohenden Gefahr durch Hurrikan "Irma" stimmt das sehr bedenklich.

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