News: Altes Schnalzen
Die Buschmänner des südlichen Afrikas sind bekannt für die charakteristischen Schnalzlaute ihrer Sprache. Die Hadzabe, ein ostafrikanisches Volk, benutzen ähnliche Elemente. Handelt es sich um alte Verwandte?
Die Antilope hat keine Chance. Unsagbar leise pirschen sich die Buschmänner an das Tier heran, wispern sich leise Anweisungen zu – und schon ist alles vorbei. Für den Begleiter mit der Filmkamera bleiben die geschmiedeten Pläne ein Buch mit sieben Siegeln: Die Jäger hatten sich fast ausschließlich mit den ihnen so eigenen Schnalzlauten verständigt.
Eine ähnliche Szene könnte sich statt im südlichen auch in östlichen Afrika abspielen, in der Region des tansanischen Lake Eyasi – viele tausend Kilometer entfernt und mit Angehörigen eines ganz anderen Völkes, den Hadzabe. Auch sie sprechen eine mit Schnalzlauten gespickte Sprache und werden daher zur selben Sprachfamilie wie die Buschmänner, die Khoisan, gezählt. Allerdings fragen sich Sprachwissenschaftler wie Anthropologen, wie so weit auseinander liegende Populationen zu derart ähnlichen Sprachmerkmalen kommen.
Alec Knight von der Stanford University und seine Kollegen betrachteten die Verwandtschaftsverhältnisse der Völker, indem sie aus Abstrichen der Mundschleimhaut genetische Profile der mitochondrialen DNA und des Y-Chromosoms erstellten und sie mit Ergebnissen anderer Untersuchungen an Buschmännern sowie weiteren afrikanischen Völkern verglichen.
Diesen Daten zufolge sind die Buschmänner und die Hadzabe keine engen Verwandten, im Gegenteil: Offenbar haben sich die Bevölkerungsgruppen schon vor zehntausenden von Jahren aufgespalten – und blieben auch jeweils weitgehend von ihren Nachbarn, überwiegend Bantu-Angehörigen, isoliert. Wie aber erklärt sich dann diese geteilte Verbreitung der Schnalzlaute?
Da keine näheren Verwandtschaftsbeziehungen vorliegen, kann die schnalzende Sprache nicht durch Einwanderer in jüngerer Zeit in den Osten Afrikas gelangt sein. Die Forscher halten es auch für unmöglich, dass sich das Schnalzen mehrmals unabhängig voneinander entwickelt hat: Zwar unterscheiden sich die Schnalzrepertoires der einzelnen Sprachen, doch gibt es große Überlappungen.
Haben sich die Buschmänner oder die Hadzabe die schnalzenden Laute womöglich von Nachbarn abgeschaut und die fremden Elemente in ihre Sprache eingebaut? Auch das ist kaum vorstellbar, denn dazu gehört ein intensiver Austausch zwischen solchen Populationen, der sich dann auch genetisch niederschlagen würde – und das war angesichts der eigenständigen Genpools der beiden Völker offensichtlich nicht der Fall.
Bleibt nur die Erklärung, dass sich bereits die letzten gemeinsamen Vorfahren der beiden Völker mit Schnalzlauten verständigten. Und damit könnte dieses Sprachmerkmal älter als 40 000 Jahre sein.
Für die Auftrennung der Gruppen gäbe es dann zwei mögliche Szenarien: Entweder waren die Vorfahren der Völker ursprünglich weiter verbreitet und haben sich erst später in ihre heutigen Lebensräume zurückgezogen – ein Gedanke, der von verschiedenen archäologischen Befunden unterstützt wird und auch zu den Erkenntnissen passt, dass die Populationen vor 20 000 bis 40 000 Jahren offenbar kleiner wurden. Oder die Ausdehnung der Bantu-Angehörigen vor etwa 2500 Jahren spaltete die Vorfahren der Buschmänner und Hadzabe auf. Was auch immer geschah – die Schnalzlaute überstanden jedenfalls die Trennung, während sie in den anderen Sprachen verloren gingen.
Ein Aspekt sollte dabei nicht vergessen werden, erklärt Knight. Die Erklärungsansätze gehen davon aus, dass der Erhalt der Schnalzlaute sich im Laufe der Evolution weder positiv noch negativ ausgewirkt hat, also neutral war. Es könnte aber auch sein, dass sie in diesen Völkern erhalten blieben, weil sie große Vorteile brachten – indem sie zum Beispiel bei der Jagd immer noch eine leise Verständigung ermöglichen, die mit gesprochenen oder geflüsterten Worten nicht machbar ist. So verzichten Buschmänner bei der Jagd beinahe vollständig auf Worte und verlassen sich fast ausschließlich auf Schnalzlaute. Und Antilopen lassen sich damit ja offenbar erfolgreich überrumpeln.
Eine ähnliche Szene könnte sich statt im südlichen auch in östlichen Afrika abspielen, in der Region des tansanischen Lake Eyasi – viele tausend Kilometer entfernt und mit Angehörigen eines ganz anderen Völkes, den Hadzabe. Auch sie sprechen eine mit Schnalzlauten gespickte Sprache und werden daher zur selben Sprachfamilie wie die Buschmänner, die Khoisan, gezählt. Allerdings fragen sich Sprachwissenschaftler wie Anthropologen, wie so weit auseinander liegende Populationen zu derart ähnlichen Sprachmerkmalen kommen.
Alec Knight von der Stanford University und seine Kollegen betrachteten die Verwandtschaftsverhältnisse der Völker, indem sie aus Abstrichen der Mundschleimhaut genetische Profile der mitochondrialen DNA und des Y-Chromosoms erstellten und sie mit Ergebnissen anderer Untersuchungen an Buschmännern sowie weiteren afrikanischen Völkern verglichen.
Diesen Daten zufolge sind die Buschmänner und die Hadzabe keine engen Verwandten, im Gegenteil: Offenbar haben sich die Bevölkerungsgruppen schon vor zehntausenden von Jahren aufgespalten – und blieben auch jeweils weitgehend von ihren Nachbarn, überwiegend Bantu-Angehörigen, isoliert. Wie aber erklärt sich dann diese geteilte Verbreitung der Schnalzlaute?
Da keine näheren Verwandtschaftsbeziehungen vorliegen, kann die schnalzende Sprache nicht durch Einwanderer in jüngerer Zeit in den Osten Afrikas gelangt sein. Die Forscher halten es auch für unmöglich, dass sich das Schnalzen mehrmals unabhängig voneinander entwickelt hat: Zwar unterscheiden sich die Schnalzrepertoires der einzelnen Sprachen, doch gibt es große Überlappungen.
Haben sich die Buschmänner oder die Hadzabe die schnalzenden Laute womöglich von Nachbarn abgeschaut und die fremden Elemente in ihre Sprache eingebaut? Auch das ist kaum vorstellbar, denn dazu gehört ein intensiver Austausch zwischen solchen Populationen, der sich dann auch genetisch niederschlagen würde – und das war angesichts der eigenständigen Genpools der beiden Völker offensichtlich nicht der Fall.
Bleibt nur die Erklärung, dass sich bereits die letzten gemeinsamen Vorfahren der beiden Völker mit Schnalzlauten verständigten. Und damit könnte dieses Sprachmerkmal älter als 40 000 Jahre sein.
Für die Auftrennung der Gruppen gäbe es dann zwei mögliche Szenarien: Entweder waren die Vorfahren der Völker ursprünglich weiter verbreitet und haben sich erst später in ihre heutigen Lebensräume zurückgezogen – ein Gedanke, der von verschiedenen archäologischen Befunden unterstützt wird und auch zu den Erkenntnissen passt, dass die Populationen vor 20 000 bis 40 000 Jahren offenbar kleiner wurden. Oder die Ausdehnung der Bantu-Angehörigen vor etwa 2500 Jahren spaltete die Vorfahren der Buschmänner und Hadzabe auf. Was auch immer geschah – die Schnalzlaute überstanden jedenfalls die Trennung, während sie in den anderen Sprachen verloren gingen.
Ein Aspekt sollte dabei nicht vergessen werden, erklärt Knight. Die Erklärungsansätze gehen davon aus, dass der Erhalt der Schnalzlaute sich im Laufe der Evolution weder positiv noch negativ ausgewirkt hat, also neutral war. Es könnte aber auch sein, dass sie in diesen Völkern erhalten blieben, weil sie große Vorteile brachten – indem sie zum Beispiel bei der Jagd immer noch eine leise Verständigung ermöglichen, die mit gesprochenen oder geflüsterten Worten nicht machbar ist. So verzichten Buschmänner bei der Jagd beinahe vollständig auf Worte und verlassen sich fast ausschließlich auf Schnalzlaute. Und Antilopen lassen sich damit ja offenbar erfolgreich überrumpeln.
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