Antarktis: Unbekannte Pinguinkolonie per Kot aus dem All entdeckt
Kaiserpinguine (Aptenodytes forsteri) sind hart im Nehmen: Monatelang harren die Männchen in absoluter Dunkelheit bei bis zu minus 60 Grad Celsius ohne Nahrung im antarktischen Winter aus, um ihre Jungen auszubrüten. Die Weibchen streifen derweil durchs teilweise weit vom Nistplatz entfernte Meer, um Nahrung für die Küken zu jagen. Wo die Kolonien der Tiere liegen, ist zum Teil noch gar nicht bekannt, doch hinterlassen die Vögel verräterische Spuren auf dem Eis, die Satelliten aufspüren können. Auf diese Weise entdeckte ein Team um Peter Fretwell vom British Antarctic Survey (BAS) ein bislang unentdecktes Brutgebiet der Kaiserpinguine, berichtete die Arbeitsgruppe im Rahmen des Projekts »Wildlife from Space«.
Fretwell und Co verglichen dazu Aufnahmen der Sentinel-2-Mission mit hoch aufgelösten Bildern des MAXAR-WorldView3-Satelliten. Dadurch konnten sie bestätigen, was sich in den Sentinel-2-Daten bereits angedeutet hatte. Während die Kaiserpinguine den Winter hinweg an Ort und Stelle verbringen, hinterlassen ihre Ausscheidungen charakteristische Spuren. Im Umfeld der Kolonien färbt der Kot das Eis flächig braun, was aus dem Weltraum leichter zu sehen ist als die Tiere selbst.
Gezielt konnten die Forscher dann diese braunen Areale auf den MAXAR-Bildern untersuchen und so eine Kolonie von rund 500 Tieren am Verleger Point in der Westantarktis nachweisen. Diese Aufnahmen zeigen sogar einzelne Pinguine, die das Team somit zählen konnte. Insgesamt kennt die Forschung inzwischen 66 Nistplätze der Kaiserpinguine in der Antarktis, von denen die Hälfte über Satelliten aufgespürt wurde.
Auch wenn die Forscher dies als gute Nachricht bezeichnen: Völlig rosig ist die Situation für die Kaiserpinguine nicht. Die Tiere brüten oft auf dem Meereis, das mittlerweile auch in der Antarktis schwindet. Eine ihrer größten Brutkolonien mussten sie sogar zwischenzeitlich bereits aufgeben, weil das Eis in der Region zu brüchig wurde. Neueste Berechnungen zum Klimawandel und seinen Folgen gehen davon aus, dass bei der derzeitigen Erwärmung 80 Prozent der Kolonien bis zum Ende des Jahrhunderts verschwinden werden – sofern die Tiere nicht an Land ausweichen. »Wie viele der kürzlich entdeckten Nistplätze ist auch dieser (am Verleger Point, Anm. d. Red.) klein und befindet sich in einer Region, die stark vom gegenwärtigen Eisverlust betroffen ist«, sagt Fretwell.
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