Emojis: Apple grinst kampfbereit
Emojis, die kleinen, oft etwas seltsam aussehenden Smileybildchen, die sich rasant in sozialen Netzwerken durchsetzen, gelten bereits manchen Fachleuten als eigenständige Kommunikationsform über konventionelle Sprachbarrieren hinweg. Allerdings ist auch diese neue Art der Verständigung nicht vor Missverständnissen sicher – und das liegt vor allem an der Vielzahl der verschiedenen Gerätetypen. Zu diesem Schluss kommt eine Arbeitsgruppe um Hannah Miller von der University of Minnesota nach einer Umfrage mit 304 Freiwilligen. Die Emojis nämlich werden auf den unterschiedlichen Betriebssystemen anders dargestellt; Symbolbilder sehen auf Apple-Geräten anders aus als bei den verschiedenen Android-Herstellern. Wie die Studie zeigt, ist deswegen keineswegs klar, ob das Gemeinte auf Empfängerseite auch so verstanden wird: Ein Bild, das auf einem Gerät positiv wirkt, kann sehr wohl anderswo als negativ rüberkommen – und umgekehrt. Die Arbeitsgruppe wird die Untersuchung im Mai auf der International Conference on Weblogs and Social Media in Köln vorstellen.
Das Team kommt auf mindestens 17 unterschiedliche Darstellungsweisen für Emojis. Um das Ausmaß der Verwirrung auszuloten, ließ Miller ihre Testpersonen die 25 beliebtesten Emojis emotional bewerten und in wenigen Worten beschreiben. Allein bei neun der Emojis schwankten die emotionalen Bedeutungen der Bilder um mindestens zwei von zehn Gesamtpunkten, in Extremfällen um bis zu fünf Punkte. Schon wenn die Versuchspersonen ein einzelnes Emoji innerhalb einer Plattform bewerten sollten, waren sie sich in einem Viertel der Fälle uneins, ob das Bildchen ein positives oder ein negatives Gefühl ausdrücken sollte – jeweils etwa 50 Prozent bewerteten zum Beispiel das Emoji Smiling Face With Open Mouth and Tightly-Closed Eyes (Unicode 1F606) als positiv oder negativ. Über Plattformgrenzen hinweg sind die Differenzen sogar noch größer: Fragten die Forscher nach der Bedeutung, reichten die Antworten für Grinning Face With Smiling Eyes (Unicode 1F601) von "völliger Zufriedenheit" bis – bei Apple – "kampfbereit". Miller und ihr Team merken an, dass sie sich bei ihrer Studie vorerst nur auf Menschen aus den USA beschränkten, um regionale und kulturelle Unterschiede zu minimieren – das tatsächliche Potenzial für Missverständnisse sei wohl noch einmal deutlich größer.
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