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News: Berg-Bau

Die Eingriffe des Menschen in seine natürliche Umwelt sind evident, doch für deren Dimensionen fehlt das passende Maß. Die natürliche Erosion spielt bei der Gestaltung der Erdoberfläche jedenfalls nur noch eine winzige Nebenrolle. Ein Geologe errechnete nun, in welch gigantischen Dimensionen der Mensch die Erde umpflügt. Würde man den Aushub der menschlichen Zivilisation an einer Stelle sammeln, entstünde ein Gebirge von alpinen Ausmaßen.
"How many years can a mountain exist, before it's washed to the sea?" fragte Bob Dylan einst seine andächtigen Zuhörer, und die Antwort ist – zumindest aus geologischer Sicht – gar nicht schwierig. Es dauert sehr lange, viele zig Millionen Jahre jedenfalls, doch wofür die Natur Äonen brauchte, das schaffte der Mensch in wenigen Tausend Jahren. Roger Hooke vom Department of Geological Sciences der University of Maine hat ausgerechnet, dass der Mensch die Erdoberfläche bereits derart bearbeitet hat, dass aus den umgelagerten Erd- und Gesteinsmassen ein 4 000 Meter hoher, 100 Kilometer langer und 40 Kilometer breiter Gebirgszug würde (Geology vom September 2000).

Hooke begann seine Überlegungen mit den ersten tiefschürfenden Eingriffen des Menschen vor rund 5 000 Jahren. Immerhin gab es zu dieser Zeit schon über zehn Meter tiefe Schächte, in denen die Menschen nach Mineralen suchten. Doch erst mit Anbruch der Eisenzeit standen auch die entsprechenden Werkzeuge für den weitergehenden Abbau von Rohstoffen zur Verfügung. Von nun an wurde das Gesicht der Erde zunehmend vom Menschen umgestaltet. Im alten Ägypten verband immerhin schon ein Kanal das Mittelmeer mit dem Roten Meer und die Römer pflasterten fast 300 000 Kilometer Landstraße.

Doch – um in jenem Bild des künstlichen Gebirges zu bleiben – bis zur industriellen Revolution zu Beginn des 18. Jahrhunderts – war außer einem kleinen Hügel kaum etwas zu sehen. Nun wurde die Kohle zum Treibstoff für die aufkommenden Fabriken, und nachdem Alfred Nobel 1875 das Dynamit erfand, konnte man dem Berg beim Wachsen förmlich zusehen. Während um 1700 weltweit rund eine Milliarde Tonnen von einem Ort zum anderen geschafft wurden, sind es heute schon 37 Milliarden Tonnen. Wäre jeder Mensch in gleichem Maße an diesem "Berg-Bau" beteiligt, er müsste in jedem Jahr mehr als sechs Tonnen Erdreich beisteuern.

Einer der wichtigsten Faktoren für die Umlagerungen ist die landwirtschaftliche Nutzung. Die Menschen roden das Land, um Ackerland zu gewinnen. Dadurch kommt es zur Bodendegradation, die ungeschützen Böden werden Opfer der Erosion, und selbst wenn bessere Methoden dies vermindern, so werden doch wegen des ständig steigenden Nahrungsmittelbedarfs immer größere Flächen umgebrochen und gepflügt.

Es ist natürlich weniger die bloße Tatsache, dass der Mensch die natürliche Erosion um Größenordnungen aussticht, als vielmehr die damit einhergehende Zerstörung der natürlichen Umwelt. Und genauso eindrucksvoll, wie die Dimensionen, in denen der Mensch die Erde umgräbt, genauso schwierig ist die Antwort auf die Frage nach möglichen Auswegen – ganz gemäß Bob Dylan: "The answer is blowin' in the wind".

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