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Mentaltraining: Muskelkraftsteigerung durch Hypnose

Wer sich in Trance das eigene Können bewusst macht, fühlt sich anschließend stärker. Diese Kraft lässt sich womöglich auch physisch abrufen.
Grafik einer schwarzen Hand, die einen Papierball hält
Beflügeln veränderte Bewusstseinszustände nicht nur den Geist, sondern auch den Körper? Das testeten Forscherinnen mit einem Handkraftmessgerät.

Hypnose kann ungenutzte Energien im Körper mobilisieren – das legt eine Studie von Ulrike Nieft von der Universität Leipzig und ihrem Team nahe. Die Forscherinnen hatten an 48 Versuchspersonen getestet, ob eine spezielle Hypnosesitzung diese stärker macht.

Dazu ermittelten sie zunächst das Ausgangsniveau: Die Probanden sollten auf einer Skala angeben, wie stark sie sich subjektiv fühlten. Die tatsächliche Muskelkraft maßen die Fachleute mit einem Handkraftmesser – einem kleinen Gerät mit einem Griff, das anzeigt, wie fest man drückt.

Für die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgte eine 40-minütige Hypnose: In Trance sollten sie an eine Situation denken, in der sie sich einmal besonders stark gefühlt hatten, und sich intensiv in dieses Erlebnis hineinversetzen: »War es ein warmes und starkes Gefühl im Brustbereich? Kannst du es jetzt im Moment wieder spüren – das Gefühl, Bäume ausreißen zu können?« Um jene innere Kraft im Wachzustand abrufen zu können, müssten sie später nur an ein bestimmtes Symbol denken, hieß es während der Hypnose. Dieses Symbol war der Stern aus dem Konsolenspiel »Mario Kart«, der einen kurzen Energieschub verleiht.

Die andere Hälfte der Untersuchten las 40 Minuten lang einen Text, der ebenso mit Kraft zu tun hatte: einen Auszug aus der Autobiografie von Arnold Schwarzenegger. Direkt nach dem Versuch fühlten sich die Teilnehmenden stärker als zuvor, wenn sie an den »Mario Kart«-Stern dachten. Bei denjenigen, die der Schwarzenegger-Lektüre zugeteilt waren, war das nicht der Fall. Die Muskelkraft der Hand hatte sich zu diesem Zeitpunkt allerdings in keiner Gruppe bedeutsam verbessert. Eine Woche später erhob das Team erneut die gefühlte und die tatsächliche Kraft. Jetzt konnten die Teilnehmer aus der Hypnosegruppe signifikant stärker zupacken als vorher, sobald sie ihr Stärkegefühl über den Stern aktivierten.

Die Wissenschaftlerinnen gehen davon aus, dass die Hypnose zunächst das Selbstbild beeinflusst und sich erst in einem zweiten Schritt auf den Körper auswirkt. Den Muskeln auf diese Weise mehr Leistung zu entlocken, könne zum Beispiel im Sport hilfreich sein. Dort wird Hypnose teils schon als Technik eingesetzt, um Athletinnen und Athleten zu Höchstleistungen zu bringen. Studien, die einen Nutzen demonstrieren, waren bisher jedoch eher rar.

Auch in der Rehabilitation von Patienten nach Operationen könnte die Krafthypnose eingesetzt werden, meint das Team um Ulrike Nieft. Ob, wie und wen Hypnose tatsächlich stärker macht, muss allerdings noch genauer erforscht werden. Übersichtsarbeiten zum Thema zeigen, dass sich die Empfänglichkeit für Hypnose von Mensch zu Mensch deutlich unterscheidet.

  • Quellen
Scientific Reports 10.1038/s41598–024–73117–0, 2024

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