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Archäologie: Blutrünstige Reiternomaden

Dass die Nomadenvölker der osteurasischen Steppe kriegerisch waren, ist schon länger bekannt. Ein Gräberfeld aus Sibirien liefert nun jedoch erschreckend plastische Einblicke.
1700 Jahre alte Skelette südsibirischer Steppennomaden am archäologischen Fundplatz »Tunnug1«

Die Steppen des östlichen Eurasiens waren viele Jahrhunderte lang die Heimat von kriegerischen Nomadenvölkern. Schon in der Eisenzeit zogen hier die Skythen durchs Land, im 13. Jahrhundert waren es dann Dschingis Khans mongolische Reiterhorden. Über die Zeit dazwischen ist mitunter wenig bekannt, so dass Archäologen nur darüber rätseln können, wie friedlich oder kriegerisch die Steppenvölker damals lebten.

Forscher um Gino Caspari von der Universität Bern meinen nun eine dieser Lücken schließen zu können: Anhand eines Gräberfelds aus dem 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. konnten die Wissenschaftler rekonstruieren, wie viele der 87 dort beerdigten Menschen eines gewaltsamen Todes starben. Das Ergebnis aus Tunnug in Südsibirien deutet auf eine Epoche hin, die stark von kriegerischen Konflikten geprägt war: Etwa ein Viertel der Skelette zeigt Spuren tödlicher Gewalt, berichtet das internationale Forscherteam im Fachmagazin »American Journal of Physical Anthropology«.

So haben die Skelette zerhackte Schädel und Wirbelsäulen, anderen hat jemand den Schädel skalpiert oder den Hals durchgeschnitten. Generell wurden viele der Opfer geköpft, berichten die Forscher. Betroffen davon waren mehrheitlich Männer, aber auch einige Frauen und Kinder starben einen gewaltsamen Tod. Den Forschern zufolge könnten politische Unruhen nach dem Zerfall des Steppenreichs der Xiongnu damals zu intensiven Konflikten geführt haben. Losgelöst davon gilt Kriegsführung als ein wichtiger Bestandteil vieler Nomadenkulturen im Osten Euroasiens – die Zeit des 2. bis 4. Jahrhunderts bildet hier offensichtlich keine Ausnahme.

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