Verhaltensbiologie: Bonobos mögen keine Helfer
Schon ab einem Alter von etwa drei Monaten bevorzugen Menschen Individuen, die andere unterstützen, vor jenen, die andere behindern. Bei Bonobos, die eigentlich ebenfalls ein ausgeprägtes kooperatives Verhalten an den Tag legen, ist das nicht der Fall. Das berichten Christopher Krupenye und Brian Hare von der Duke University in Durham im Fachmagazin »Current Biology«. Zwar unterscheiden auch die Zwergschimpansen zwischen prosozialem und antisozialem Handeln. Doch sie scheinen überraschenderweise ausgerechnet jene Individuen zu favorisieren, die anderen Steine in den Weg legen.
In ihrer Studie führten die Wissenschaftler verschiedene Versuche mit jeweils rund 20 Affen einer kongolesischen Bonobo-Schutzstation durch. Zunächst zeigten sie den Zwergschimpansen animierte zweidimensionale Formen, welche einander halfen, einen Hügel zu erklimmen, oder sich dabei behinderten. Anschließend konnten die Bonobos zwischen den sozial und antisozial handelnden Charakteren wählen. Die Forscher platzierten dafür Papierausschnitte der Formen auf Apfelschnitzen und erfassten, nach welcher Form die Tiere zuerst griffen. In einem anderen Experiment mussten sich die Affen zwischen zwei ihnen unbekannten Menschen mit Apfelstücken in den Händen entscheiden. Zuvor konnten sie diese dabei beobachten, wie sie einer anderen Person dabei halfen, ein fallen gelassenes Stofftier zurückzubekommen, oder aber dies verhinderten.
Vor allem erwachsene Bonobos (ab einem Alter von neun Jahren) zeigten dabei eine Vorliebe für die antisozial handelnden Individuen. Bei heranwachsenden Affen fiel der Effekt schwächer aus. In einem weiteren Versuch fanden die Wissenschaftler Hinweise darauf, dass die Zwergschimpansen antisoziales Verhalten möglicherweise deshalb präferieren, weil die betreffenden Individuen dadurch Dominanz signalisieren. Dies passt zu Beobachtungen in freier Wildbahn, wo Bonobos höherranginge und dominante Artgenossen um Gefälligkeiten anbetteln, um Beziehungen zu starken Verbündeten aufzubauen.
Die Ergebnisse deuten aus Sicht von Krupenye und Hare darauf hin, dass es sich bei unserer prosozialen Präferenz um ein neu erworbenes Merkmal handelt, das sich erst entwickelt hat, nachdem sich die evolutionären Wege von Mensch und Schimpanse getrennt haben. Weitere Studien werden nun zeigen müssen, inwieweit sich der beobachtete Effekt auf andere Situationen und andere Menschenaffen übertragen lässt.
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