News: Brücken gegen die Vereinsamung
Eine gute Idee – der aber die wissenschaftliche Legitimation lange Zeit fehlte: Ob Habitatkorridore tatsächlich der Biodiversität nachhaltigen Rückhalt geben können, ist nämlich gar nicht so leicht nachzuweisen. Ein bislang gängiges Modellprovisorium über die Ausbreitung von Insekten entlang habitatverbindender Korridore fand beispielsweise auf einem gerade einmal etwa 130 Quadratzentimetern großen Versuchflecken aus Moos statt – in einem Maßstab also, der sich kaum ohne weiteres auf natürliche Dimensionen komplexer Ökosysteme übertragen lässt.
Ein Forscherteam um Josh Tewksbury von der University of Florida strebte daher ein ökologisches Langzeitexperiment in bislang unerreichter Größenordnung an: Als Betätigungsfeld diente ihnen ein unberührtes Waldgebiet von etwa 1260 Quadratkilometern Größe im Süden der USA, das – zu Zeiten des kalten Krieges als mögliches nukleares Testgebiet auserkoren – unbesiedelt geblieben war.Am Ende einer Vegetationsperiode ernteten die Wissenschaftler dann Stechpalmenfrüchte – und zwar deutlich mehr von jenen weiblichen Stechpalmen, die über den Korridor zugänglich waren. Die bestäubenden Insekten hatten tatsächlich häufig den einfachsten Weg zwischen männlicher und weiblicher Pflanze gesucht, anstatt mitten durch den trennenden Wald zu fliegen.
In einem weiteren Experiment fütterten die Wissenschaftler Vögel in der Zentrallichtung mit Myrte- und Stechpalmensamen. Das Vogelfutter wurde zuvor mit einem klebrigen, fluoreszierenden Markerpulver präpariert – nach dessen Spuren die Forscher dann den Vogelkot verschiedener Nester aus den peripheren Lichtungen durchsuchten. In monatelang andauernden Laboruntersuchungen Tausender Kotproben untermauerten sie dann, was zu vermuten war: Zwischen korridorverbundenen Lichtungen wechseln offenbar deutlich mehr Vögel als zwischen isolierten. Damit, schließen die Forscher, steht die Bedeutung von Verbindungskorridoren für die Aufrechterhaltung von Biodiversität regionaler Lebensräume fest – obwohl nur die zwei Parameter Bestäubung und Samenverbreitung untersucht wurden. Schließlich hätten genau diese Parameter eine enorme, sich selbst verstärkende Bedeutung für die Ausbreitung von Organismen im vernetzten Ökosystem: Je intensiver die Pflanzen bestäubt werden, desto größere Fruchtmengen produzieren sie, desto mehr Vögel locken sie auch an, und desto weiträumiger werden ihre Samen – und damit ihre Art – auch verbreitet.
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