Sommerloch heute: Cäsars Britannieninvasion umdatiert
Forscher der Texas State University schreiben die Weltgeschichte um: Julius Cäsar fiel mit seiner Kriegsflotte nicht am 26. und 27. August 55 v. Chr. in Großbritannien ein, sondern bereits vier Tage früher. Grund für diesen Datumswechsel ist schlicht und einfach die falsche Flussrichtung des Ärmelkanals während des bislang angenommenen Invasionszeitraums, berichtet der Physiker Donald Olson in der Augustausgabe der Zeitschrift "Sky & Telescope".
Zu den Terminen, die die Konstellation des 22. und 23. August 55 v. Chr nachbildeten, fanden die Forscher jedoch den gewünschten nordostwärts gerichteten Strom. Somit kann der römische Feldherr nur in jenen Tagen an der Küste angelegt haben. Das neue Datum versöhnt nebenbei auch uralte Aufzeichnungen von einer fallenden Tide zu jener Zeit mit Cäsars eigenen Beobachtungen der Küste. Diese waren ausgiebig, denn um eine passende Stelle zum Anlegen auszumachen, hatte er mit seinen hundert Kriegsschiffen an den weißen Klippen Dovers entlang ziehen müssen: Immerhin wurde seine Ankunft von Heerscharen keltischer Krieger erwartet. Erst nach rund elf Kilometern stießen die Eroberer dann auf "ein offenes und flaches Ufer". Cäsar berichtet weiter von unerwartet starken Gezeiten und einem Wechsel der Strömungsrichtung des Meeres am Nachmittag. Zudem soll in der Nacht der Ankunft ein Vollmond am Himmel gestanden haben – alles spricht laut Olson und seinem Team für den 22. und 23. August 55 v. Chr..
Auch die Wissenschaft kennt ein Sommerloch. Mehr und mehr fluten dann Ergebnisse die Medien, die sonst kaum den Weg in die Berichterstattung finden. Mit der Reihe "Sommerloch heute" möchten wir Ihnen eine Auswahl präsentieren.
Er und einige Wissenschaftskollegen stießen auf die Unstimmigkeit, als sie im August 2007 eine Expedition an Englands Südküste unternahmen. Zuvor hatte Olson diesen Monat als seltene Gelegenheit ausgemacht, da die Gezeiten beeinflussenden Faktoren wie Sonne und Mond nahezu in der selben Konstellation wie einst bei der römischen Britannien-Invasion standen. Also charterte das Team kurzerhand ein Ausflugsboot und testete im fraglichen Zeitraum die Drift im Selbstversuch, während sie mit Hilfe von GPS-Geräten ihre genaue Position bestimmten. Den eindeutigen Beweis erbrachte aber letztlich ein Apfel: Als nahezu alle Bedingungen mit dem bislang angenommenen Datum übereinstimmten, warfen die Forscher das Obst von einem ins Meer ragenden Steg in jene Fluten, durch die auch Cäsar damals segelte. Der Apfeltest bewies: Die Strömung hätte die römische Flotte in die falsche Richtung getrieben. Zu den Terminen, die die Konstellation des 22. und 23. August 55 v. Chr nachbildeten, fanden die Forscher jedoch den gewünschten nordostwärts gerichteten Strom. Somit kann der römische Feldherr nur in jenen Tagen an der Küste angelegt haben. Das neue Datum versöhnt nebenbei auch uralte Aufzeichnungen von einer fallenden Tide zu jener Zeit mit Cäsars eigenen Beobachtungen der Küste. Diese waren ausgiebig, denn um eine passende Stelle zum Anlegen auszumachen, hatte er mit seinen hundert Kriegsschiffen an den weißen Klippen Dovers entlang ziehen müssen: Immerhin wurde seine Ankunft von Heerscharen keltischer Krieger erwartet. Erst nach rund elf Kilometern stießen die Eroberer dann auf "ein offenes und flaches Ufer". Cäsar berichtet weiter von unerwartet starken Gezeiten und einem Wechsel der Strömungsrichtung des Meeres am Nachmittag. Zudem soll in der Nacht der Ankunft ein Vollmond am Himmel gestanden haben – alles spricht laut Olson und seinem Team für den 22. und 23. August 55 v. Chr..
Damals hätte Cäsar mit dem Meeresstrom nach rechts abdrehen können, um schließlich bei abfallendem Wasser nahe der heutigen Stadt Deal an Land zu gehen – so wie von vielen Historikern favorisiert, von Gezeitenwissenschaftlern allerdings abgelehnt. Mit dem neuen Datum sollten nun beide Parteien zufrieden sein. Die Forscher um Olson haben auch in der Vergangenheit schon jede Menge historische Spurensuche betrieben: Sie untersuchten beispielsweise Gemälde von van Gogh und Munch, datierten Fotografien von Ansel Adams und interpretierten kryptische Zeilen in einem Shakespeare-Stück. (mp)
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