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Maya: Der König aus der Fremde

Early Copán Acropolis Program, University of Pennsylvania Museum
K’inich Yax K’uk Mo’ – "Große Sonne grüner Quetzal-Vogel" – war weit weniger friedlich, als sein Name vermuten lässt. Für das Maya-Königreich Tikal verfolgte er vor allem ein Ziel: Expansion. Dabei legte er offenbar hunderte Kilometer zurück, bis er im nördlichen Honduras die Stadt Copán eroberte.

Forscher unter der Leitung des Anthropologen T. Douglas Price von der University of Wisconsin hatten das Skelett des Königs untersucht und sich dabei insbesondere für die Konzentrationen bestimmter Strontium- und Sauerstoffisotope interessiert. Diese kommen je nach den geologischen Gegebenheiten regional sehr unterschiedlich vor und werden über Trinkwasser und Nahrung aufgenommen. Eingelagert werden sie beispielsweise in den Zähnen, in denen dieser "geochemische Fingerabdruck" gegen Ende der Kindheitsentwicklung gleichsam "eingefroren" wird – und zeitlebens von der Region zeugt, in der ein Mensch einst aufwuchs.

Ein Vergleich mit den geochemischen Gegebenheiten Mesoamerikas zeigte im Fall von K’inich Yax K’uk Mo’, dass der König vermutlich aus dem im heutigen Belize liegenden Caracol stammte und einen Großteil seiner jungen Jahre in Tikal verbrachte. Tatsächlich finden sich in Copán diverse Inschriften, die jenen König, der von 426 bis 437 n. Chr. herrschte, als einen "Herren von Caracol" bezeichnen. Doch da diese Inschriften zum Teil sehr viel später verfasst wurden, hatten die Forscher an ihrer Aussagekraft stets gezweifelt.

Im fünften Jahrhundert eroberte der mächtige König von Tikal einen Rivalen nach dem anderen – zunächst Caracol, dann Copán. Vermutlich stand K’inich Yax K’uk Mo’ ursprünglich im Dienst des königlichen Hof von Tikal, ehe er den Auftrag erhielt, eine neue Dynastie in der damals noch recht unbedeutenden Siedlung Copán zu errichten.

Nicole Mai

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