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Wasser und Atmosphäre: Der lebensfreundliche Mond

Zwei Wissenschaftler trauen unserem Trabanten eine feuchte Vergangenheit zu. Sogar Mondleben sei nicht völlig undenkbar. Nur: Wirkliche Indizien gibt es dafür nicht.
Der Mond über einem Berggipfel. Ich bezweifle, dass das Bild echt ist.

Der Kosmos ist ungerecht: Andere Himmelskörper haben gigantische Vulkane, bizarre Atmosphären oder gar verborgene Ozeane. Der Mond dagegen kreist, seit der Magmaozean am Ende seiner Entstehungsphase erstarrte, als trostlose, tote Steinwüste um die Erde.

Wirklich? Zwei Forscher widersprechen. Der Mond könne zeitweise sogar lebensfreundlich gewesen sein, schreiben Dirk Schulze-Makuch von der TU Berlin und Ian A. Crawford von der University of London in »Astrobiology«. Zu diesem Schluss kommen sie anhand von Überlegungen über die Verfügbarkeit von Wasser auf dem Mond. Der Mond sei nämlich nicht so trocken, wie man immer dachte, argumentieren Schulze-Makuch und Crawford – und hätte in seiner Frühzeit deswegen sogar noch weit mehr Wasser besitzen müssen. Womöglich genug für einen Ozean.

Tatsächlich gibt es inzwischen eine Reihe von Anzeichen, dass der Mond selbst heute überraschend feucht ist. Die indische Sonde Chandrayaan-1 entdeckte 2009 die Signatur wasserhaltiger Mineralien an der Mondoberfläche; zusätzlich könnten dauerhaft abgeschattete Krater an den Mondpolen bis zu einigen hundert Millionen Tonnen Eis beherbergen. Das ist vermutlich nur der Rest einer viel größeren Wassermenge, die über die Jahrmilliarden nahezu komplett ins All verdampfte.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, woher dieses Wasser kam. Womöglich gaste es aus dem einst den Mond bedeckenden Ozean aus geschmolzenem Gestein einfach aus, oder Asteroiden brachten es mit. Auch der weit verbreitete Vulkanismus vor 3,5 Milliarden Jahren, der die schwarzen »Mondmeere« erzeugte, hätte wohl Wasser auf die Mondoberfläche gebracht – und nach Ansicht der beiden Wissenschaftler sogar eine Atmosphäre erzeugt, die zu ihren besten Zeiten dreimal so dicht war wie die heutige Marsatmosphäre.

Nur – lange hätte das nicht gehalten. Selbst unter optimistischen Annahmen wie einem lunaren Magnetfeld in der Frühzeit des Mondes, so berechnete ein anderes Forscherteam 2017, wäre eine solche Gashülle in weniger als 100 Millionen Jahren verschwunden gewesen. Auch eine dichtere Atmosphäre, entstanden während der Erstarrung der Mondoberfläche, hätte dieses Schicksal recht bald ereilt.

Hätte die Gnadenfrist dennoch ausreichen können, um Leben auf dem Mond zu ermöglichen? Vorausgesetzt, die chemische Evolution ist schnell und schafft binnen weniger Millionen Jahre aus anorganischen Bausteinen die ersten Zellen, sei das nicht völlig undenkbar, argumentieren Schulze-Makuch und Crawford. Auch könnten Einschläge in der Jugend der Erde die hiesigen Lebensformen auf den Mond transportiert haben. Mehr als Spekulation ist das allerdings nicht – Wasser und Atmosphäre machen allein noch keinen lebensfreundlichen Planeten, geben die beiden Forscher selbst zu bedenken. Auch wenn ihr Szenario des wasserreichen jungen Mondes zuträfe, spricht viel dafür, dass – geologisch betrachtet – nur kurz ein feuchter Dunst um die felsige Einöde lag, der dann spurlos verwehte.

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