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News: Der liebevolle Papa

Insekten zeigen sich selten als liebevolle Eltern. Insbesondere die Väter scheren sich meist wenig um ihren Nachwuchs. Beim Totengräber ist dies jedoch anders. Hier spielt das Männchen den liebevollen Papa - wenn auch nicht ganz uneigennützig.
Totengräber wie Nicrophorus vespilloides betreiben für unseren Geschmack einen etwas unappetitlichen Lebenswandel: Sie vergraben die sterblichen Überreste von Mäusen, Vögeln oder anderen Kleintieren, entfernen Fell oder Federn und legen in der gesäuberten Leiche ihre Eier ab – für die schlüpfenden Larven ein Schlaraffenland. Im Gegensatz zu den meisten Insekten, die ihr Gelege nach der Eiablage sich selbst überlassen, zeigen sich Totengräber als liebevolle Eltern. Mit ihrem Antibiotika-haltigem Speichel konservieren die Käfer den als Kinderstube dienenden Kadaver und füttern ihren Nachwuchs mit einem sorgfältig vorgekauten Brei. Störende Eindringlinge werden sofort vertrieben.

Die Larvenaufzucht bleibt nicht allein beim Weibchen – das Männchen hilft bei der ersten Brut nach Kräften mit. Danach trennen sich die Wege des Paares, die zweite Brut zieht das Weibchen häufig alleine auf. Da hier genauso viel Nachwuchs zu versorgen ist, müsste das Weibchen auch bei der ersten Brut nur auf sich gestellt zurecht kommen. Warum also der scheinbar selbstlose Einsatz des Männchens?

Die Antwort auf diese Frage suchten Victoria Jenkins, Cameron Morris und Stuart Blackman vom Institute of Cell, Animal and Population Biology der University of Edinburgh. Ihre Laborexperimente mit den Tieren zeigten, dass die väterliche Fürsorge keinen entscheidenden Vorteil für den Nachwuchs darstellt (Animal Behaviour vom Oktober 2000, Abstract). "Wir fanden einen anderen möglichen Grund für den Beistand des Männchens, der vorher noch nicht beachtet wurde", erzählt Jenkins. Während der Brutpflege bewacht das Männchen nicht nur sein Weibchen vor unliebsamen Konkurrenten, sondern es paart sich auch noch mehrfach mit ihr. Sein Samen wird vom Weibchen gespeichert.

Der liebevolle Vater hat somit die Chance, mit nur geringem Aufwand einen Teil der nächsten Brut des Weibchens zu befruchten, selbst wenn er dann nicht mehr bei ihr sein sollte. Wenn er Glück hat, findet sie nach ihm kein neues Männchen – dann wird er Vater der gesamten nächsten Brut. Die väterliche Fürsorge dient also nur der Steigerung der späteren Vermehrungschancen.

Wie so oft im Leben, beruht auch hier ein scheinbar selbstloses Verhalten auf Eigennutz – so auch beim Menschen, wie der Verhaltensökologe Robert Montgomerie betont: "Alle Erkenntnisse verraten uns etwas über den Menschen, da sie die Wirkung der natürlichen Auslese bestätigen."

Siehe auch

  • Quellen

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