News: Der Sitz der Verben
Verben und Substantive entstehen beide im Kopf, doch an völlig unterschiedlichen Orten.
Was wäre die Sprache ohne Verben oder ohne Substantive? Kaum verständlich wäre sie. Mit einem solchen Verständigungsproblem haben Schlaganfallpatienten zu kämpfen, die plötzlich nicht mehr auf ihr ganzes sprachliches Repertoire zugreifen können. Manchen fehlt schlicht die Erinnerung an ihre neuronal abgespeicherten Verben, während bei anderen die Suche nach Substantiven ins Leere läuft.
Kann man aus dieser Beobachtung folgern, dass zwei unterschiedliche Gehirnregionen am Sprachvermögen von Verben und Nomen beteiligt sind? Man kann, nach den Ergebnissen der Neurologin Argye Hillis von der Johns Hopkins University. In Zusammenarbeit mit Alfonso Caramazza von der Harvard University identifizierte sie die neuronalen Geburtsorte beider Wortklassen und entdeckte dabei, dass sie nicht identisch sind.
Hierzu arbeiteten die Wissenschaftler mit zwei Patientinnen, die aufgrund plötzlicher Schreibprobleme in Behandlung gekommen waren. Bei einer Patientin lag die Schwäche zum Zeitpunkt der Untersuchung sechs Stunden, bei der anderen Patientin zwölf Stunden zurück. Beide hatten in ihren Schreibproben keinerlei Probleme damit, Substantive fehlerfrei niederzuschreiben, über Verben stolperten sie aber. So betrug die Quote für die richtige Schreibweise hier nur 33 beziehungsweise 53 Prozent, während Nomen mit 83 und 93 Prozent deutlich besser abschnitten.
Bei der anschließenden Suche nach den verantwortlichen neuronalen Gehirnarealen kombinierten die Neurologen zwei Methoden miteinander: Mit DWI (diffusions-weightes imaging) identifizierten sie den akuten Infarkt oder die schwere Blutleere im Gehirn. Und mit PWI (perfusion-weighted imaging) spürten sie Regionen mit geringer Durchblutung auf, die mit dem funktionell beeinträchtigten Gewebe übereinstimmten.
In beiden Fällen zeigten die Scans links im subcorticalen Bereich einen kleinen, akuten Infarkt und eine größere, mit Blut unterversorgte Stelle in Regionen des frontalen Cortex. Nachdem bei beiden Patientinnen medikamentös die Blutversorgung im Gehirn gesteigert wurde, verbesserte sich auch ihre Fähigkeit für Verben beträchtlich. Zwölf Stunden nach der Behandlung betrug ihre Fehlerquote nur noch zehn Prozent.
Im Gegensatz zu den beiden Frauen konnte ein ebenfalls untersuchter Patient Verben fast fehlerfrei schreiben, während ihm die Substantive Probleme bereiteten. Bei ihm offenbarte der Blick ins Gehirn auch ein anderes Bild: Im hinteren, unteren Teil der Schläfenlappen offenbarten sich kleine Infarkte und auch eine große unterversorgte Stele. Die bei den Patientinnen betroffenen Areale zeigten bei ihm keine Veränderungen.
Hieraus schlussfolgern Hillis und Caramazza, dass Verben und Substantive unterschiedliche Entstehungsorte im Gehirn haben. Die Organisation unserer Sprache im Gehirn ist wohl noch komplizierter und beeindruckender als bislang angenommen.
Kann man aus dieser Beobachtung folgern, dass zwei unterschiedliche Gehirnregionen am Sprachvermögen von Verben und Nomen beteiligt sind? Man kann, nach den Ergebnissen der Neurologin Argye Hillis von der Johns Hopkins University. In Zusammenarbeit mit Alfonso Caramazza von der Harvard University identifizierte sie die neuronalen Geburtsorte beider Wortklassen und entdeckte dabei, dass sie nicht identisch sind.
Hierzu arbeiteten die Wissenschaftler mit zwei Patientinnen, die aufgrund plötzlicher Schreibprobleme in Behandlung gekommen waren. Bei einer Patientin lag die Schwäche zum Zeitpunkt der Untersuchung sechs Stunden, bei der anderen Patientin zwölf Stunden zurück. Beide hatten in ihren Schreibproben keinerlei Probleme damit, Substantive fehlerfrei niederzuschreiben, über Verben stolperten sie aber. So betrug die Quote für die richtige Schreibweise hier nur 33 beziehungsweise 53 Prozent, während Nomen mit 83 und 93 Prozent deutlich besser abschnitten.
Bei der anschließenden Suche nach den verantwortlichen neuronalen Gehirnarealen kombinierten die Neurologen zwei Methoden miteinander: Mit DWI (diffusions-weightes imaging) identifizierten sie den akuten Infarkt oder die schwere Blutleere im Gehirn. Und mit PWI (perfusion-weighted imaging) spürten sie Regionen mit geringer Durchblutung auf, die mit dem funktionell beeinträchtigten Gewebe übereinstimmten.
In beiden Fällen zeigten die Scans links im subcorticalen Bereich einen kleinen, akuten Infarkt und eine größere, mit Blut unterversorgte Stelle in Regionen des frontalen Cortex. Nachdem bei beiden Patientinnen medikamentös die Blutversorgung im Gehirn gesteigert wurde, verbesserte sich auch ihre Fähigkeit für Verben beträchtlich. Zwölf Stunden nach der Behandlung betrug ihre Fehlerquote nur noch zehn Prozent.
Im Gegensatz zu den beiden Frauen konnte ein ebenfalls untersuchter Patient Verben fast fehlerfrei schreiben, während ihm die Substantive Probleme bereiteten. Bei ihm offenbarte der Blick ins Gehirn auch ein anderes Bild: Im hinteren, unteren Teil der Schläfenlappen offenbarten sich kleine Infarkte und auch eine große unterversorgte Stele. Die bei den Patientinnen betroffenen Areale zeigten bei ihm keine Veränderungen.
Hieraus schlussfolgern Hillis und Caramazza, dass Verben und Substantive unterschiedliche Entstehungsorte im Gehirn haben. Die Organisation unserer Sprache im Gehirn ist wohl noch komplizierter und beeindruckender als bislang angenommen.
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