News: Der Streß mit dem Lernen
Gwendolyn Wood von der Princeton University und Tracey Shors von der Rutgers University, beide im Bundesstaat New Jersey gelegen, untersuchten eine Art von Lernen, die man unter dem Begriff klassische Konditionierung kennt. Die Mäuse lernten, als Reaktion auf ein bestimmtes Geräusch ihre Augen zu schließen. Dieses Geräusch kündigte ihnen an, daß sie gleich einen kleinen elektrischen Schock am Augenlid erhalten würden. Die Forscher entdeckten, daß ungestreßte weibliche Mäuse im allgemeinen schneller lernten, was das Geräusch bedeutet, als ungestreßte männliche Mäuse. Die Situation änderte sich jedoch, als die Mäuse direkt vor dem Lernen einer streßvollen Erfahrung ausgesetzt wurden. In diesem Fall bedeutete Streß, eingesperrt zu sein und kleine elektrische Schocks in den Schwanz zu erhalten. Nach dieser Behandlung lernten männliche Mäuse das Geräusch viel schneller als im ungestreßten Zustand. Im Gegensatz dazu verlangsamte sich der Lernprozeß bei den Weibchen.
Die Wissenschaftler glaubten, daß die Geschlechtsunterschiede durch hormonelle Unterschiede hervorgerufen würden. Sie prüften, was bei den Weibchen passiert, wenn sie kein Östrogen mehr produzieren konnten. Nachdem die Eierstöcke entfernt wurden, schien Streß deren Lernverhalten weniger als zuvor zu beeinträchtigen. Derselbe Effekt trat auf, als die weiblichen Mäuse mit dem Östrogenblocker Tamoxifen behandelt wurden.
Geschlechtshormone haben vielerlei Auswirkungen auf das Gehirn. Es scheint, daß wir zumindest bei Mäusen der Liste der hormonellen Einflüsse auf die Gehirnfunktion nun auch Unterschiede in der Lerngeschwindigkeit als Reaktion auf Streß hinzufügen können.
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