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Neandertaler: Die Entstehung des Mitgefühls

Primitiv, beschränkt und einfach gestrickt? Dieses Bild des Neandertalers ist längst überholt – darüber sind sich Wissenschaftler einig. Unsere frühen Verwandten waren uns ähnlicher als lange Zeit angenommen – auch was das Mitgefühl für andere betrifft. Wie die Empathie entstand, haben Forscher jetzt anhand der Überreste von 19 Skeletten aus ganz Europa dokumentiert.

Die Archäologin Penny Spikings von der University of York erarbeitete mit ihren Kollegen mehrere Stufen der Entwicklung: Die Motivation anderen zu helfen keimte demnach vor sechs Millionen Jahren bei den gemeinsamen Vorfahren der Menschen und Schimpansen. Die Forscher vermuten dabei anfänglich nette Gesten wie das Beiseiteschieben eines Zweigs, damit der andere vorbeikommt. Bestattungsrituale des Homo erectus, der vor zwei Millionen Jahren lebte, zeugen bereits vom Wissen um das eigene Ende und von der Achtung der Toten durch die Lebenden.

Der Neandertaler tauchte vor etwa 160.000 Jahren auf. Sein ausgeprägtes Mitgefühl beschreiben die Forscher anhand von Beispielen. In einem Fall sei ein behindertes Kind fünf oder sechs Jahre alt geworden – hätte es niemand gepflegt wäre es viel früher gestorben. In einem anderen muss ein halbblinder Mann mit deformierten Füßen an die 20 Jahre lang gepflegt und ernährt worden sein.

"Wir können nicht genau sagen, was Neandertaler gefühlt haben, aber wir können beweisen, dass sie eine gemeinsame Motivation hatten, anderen zu helfen", so die Forscherin Spikings gegenüber epoc.

Christine Baumgartner

Time and Mind, 3: 10.2752, 2010

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