News: Die 'Killerviren' kommen
In Australien experimentiert man seit einiger Zeit mit verschiedenen Viren, die Nagetiere unfruchtbar machen sollen. Ron Jackson vom Forschungsinstitut CSIRO und Ian Ramshaw von der Australian National University planten, einen empfängnisverhütenden Impfstoff für Mäuse zu entwickeln. Dieser Stoff sollte eine Immunreaktion der Maus gegenüber befruchteten Eizellen hervorrufen und so dafür sorgen, dass sie abgestoßen werden. Zu diesem Zweck fügten die Wissenschaftler ein Gen, welches große Mengen an Interleukin-4 (IL-4) produziert, in das Mäusepocken-Virus ein. Das immunregulierende Protein Interleukin-4 kommt natürlicherweise im Körper vor und spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von T-Zellen. Das Mäusepocken-Virus selbst stellt nur das Vehikel dar, mit dem Proteine der Mäuse-Eizellen in die Tiere transportiert werden. Diese Eizellproteine lösen die Reaktion der Antikörper aus und das Interleukin-4 steigert die Produktion dieser Immunzellen. Zu ihrer Überraschung stellten die Wissenschaftler aber fest, dass Teile des Immunsystems komplett unterdrückt wurden (Journal of Virology vom Februar 2001, Abstract).
Während Mäusepocken normalerweise nur schwache Symptome bei den Nagern hervorruft, starben alle Tiere, die mit dem neuen Virus infiziert wurden, innerhalb von neun Tagen. Und selbst bei Mäusen, die gegen Mäusepocken geimpft waren, lag die Sterberate noch bei 50 Prozent der Tiere.
Das Mäusepocken-Virus stellt für den Menschen keinerlei Gefahr dar. Aber die Wissenschaftler machen sich Sorgen, dass diese Methode zur Entwicklung von biologischen Kriegswaffen eingesetzt werden könnte. "Wir wollen die Öffentlichkeit warnen, dass diese hochgradig gefährliche Technik verfügbar ist", sagt Ron Jackson. "Und wir möchten anderen Wissenschaftlern klarmachen, dass sie sehr vorsichtig sein sollen. Denn die Schaffung von wirklich bedrohlichen Organismen ist nicht besonders schwer."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 7.6.2000
"Harmloser Pollen aus tödlichen Pflanzen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 12.11.1999
"Immer mehr Bäume Ziel der Gentechnik"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 29.6.1999
"Sonnen- und Schattenseiten von künstlich erzeugter Schädlingsresistenz"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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