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News: Die letzten Wüstenkrokodile

Wüsten sind keine beständigen Landschaften, sondern schrumpfen und expandieren je nach klimatischen Bedingungen. Um Flora und Fauna vergangener Tage zu erforschen, eignen sich neben geologischen Anhaltspunkten und Fossilien auch die lebenden Nachfahren jener Zeiten, vor allem Reptilien. Ein Gruppe von Biologen hat daher in einer Nord-Süd-Expedition quer durch die Sahara deren Artengeneinschaften erfaßt. Aufregendster Fund war ein Großreptil, welches als tropisches Relikt nur an sehr wenigen Stellen der Sahara überlebt hat: das Nilkrokodil.
Unter Leitung von Wolfgang Böhme ist ein Team von Zoologischen Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig quer durch den zentralen Teil der Sahara bis in die südlich anschließende Sahel-Savanne gefahren und hat in regelmäßigen Abständen die Artengemeinschaften der Reptilien erfaßt. Die Reise führte die Biologen von Nord nach Süd durch Marokko und Mauretanien bis in den Senegal. So konnten die Wissenschaftler feststellen, inwieweit sich die Artenzusammensetzungen auf dieser Nord-Süd-Linie verändern.

Hauptziel der Reise waren neue Erkenntnisse und Aufschlüsse über die wechselvollen Veränderungen einer Tiergruppe in der weltgrößten Wüste zu erhalten, die in den letzten zwei bis drei Millionen Jahren mehrere Ausdehnungs- und Schrumpfungsphasen hinter sich gebracht hat. Für diese Untersuchungen sind Reptilien hervorragend geeignet, da sie besonders gut an das Leben in Wüsten, Halbwüsten und Trockensavannen angepaßt sind.

Als Beweise für den Rückgang von Wüstenbereichen in Zeiten feuchterer Klimabedingungen dienen einerseits fossile Dünen in der Savanne, in denen speziell angepaßte Wüstenreptilien bis heute überlebt haben. Diese uralten Zeugen belegen, daß die Sahara ehemals viel größer gewesen ist als heute. Andererseits gibt es inselartige Savannenrelikte inmitten der Wüste. In diesen Gebieten zeigen tropisch-afrikanische Arten, daß die heutige Sahara vor nicht allzu langer Zeit weitgehend grüne Savanne war und über weite Strecken mit einigen tausend Jahren recht jung ist.

Ein überzeugender Beweis in Südmauretanien war der aufregendste Fund der Expedition, nämlich ein Großreptil, welches als tropisches Relikt nur an sehr wenigen Stellen der Sahara überlebt hat: das Nilkrokodil. Es ist an das Leben in unterirdischen, fossilen Wasserstellen, sogenannten Gueltas, angepaßt, wo es sich offenbar hauptsächlich von Fröschen und Fischen ernährt. Im Gegensatz zu seinen weiter südlich lebenden bis zu sechs Meter langen Artgenossen wird Crocodylus niloticus in dieser "Unterwelt" im erwachsenen Alter nur bis circa 2,20 Meter lang. Solche Sahara-Krokodile sind ansonsten nur noch aus dem Niger und dem Tschad bekannt. In Südalgerien ist das letzte Wüstenkrokodil bereits in den dreißiger Jahren geschossen worden.

Langfristiges Ziel der Wissenschaftler ist, nicht nur die letzten saharischen Panzerechsen, sondern auch ihr ökologisches Umfeld vor Bedrohung zu bewahren und längerfristig zu erhalten. In Kooperation mit der vor Ort tätigen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit wird nun versucht werden, weitergehende Forschungen über die Lebensumstände und Begleitfauna dieser letzten Sahara-Krokodile zu realisieren.

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