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News: Die Mitte ist länglich

So genau wie nie zuvor inspizierten Astronomen das Schwarze Loch im Herzen unserer Galaxis. Dabei lüfteten sie ein Geheimnis: Dicht am Schwarzen Loch wirbeln Elektronen um magnetische Feldlinien. Die Teilchen werden aus der Materie herausgerissen, die in das Loch stürzt, und strahlen Radiowellen aus. Als die Wissenschaftler diese Radiosignale kartographierten, entdeckten sie, daß deren Quellregion drastisch verlängert ist. Das läßt vermuten, daß das Schwarze Loch Jets aus Materie aus der Ebene der Galaxis herausschießt.

Frühere Versuche, Größe und Form der Strahlenquelle in der Nähe des Schwarzen Loches zu bestimmen, waren aufgrund von Streuung durch interstellare Elektronen stets fehlgeschlagen. Die Streuung ließ die Radioquelle größer erscheinen, als sie in Wirklichkeit ist – wie auch eine Straßenlaterne größer erscheint, wenn man sie im Nebel betrachtet.

Indem sie nahezu gleichzeitige Messungen bei fünf verschiedenen Wellenlängen kombinierten, filterten Kwok-Yung Lo vom Academia Sinica Institute of Astronomy and Astrophysics in Taipei und seine Kollegen aus Taiwan und vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics die tatsächliche Größe und Struktur der Strahlenquelle aus der Streuung heraus. Die Wissenschaftler benutzten für ihre Untersuchungen das Very Long Baseline Array, ein System miteinander verbundener Teleskope, das Nordamerika umspannt (Astrophysical Journal Letters vom November 1998).

In der Ebene der Galaxis hat die Radioquelle einen Durchmesser von 150 Millionen Kilometern – was in etwa dem Abstand zwischen Erde und Sonne entspricht und annähernd zehnmal so groß ist wie der berechnete Durchmesser des Schwarzen Loches selbst. Senkrecht dazu erstreckt sich die Quelle fast über das Vierfache dieser Distanz. Diese Proportionen lassen den Schluß zu, daß das Schwarze Loch Materie von sich wegschleudert, wahrscheinlich in zwei entgegengesetzte Richtungen.

Diese Geometrie widerspricht einer verbreiteten Modellvorstellung von Schwarzen Löchern, nach der die Radiowellen von extrem heißen Elektronen im inneren Teil der Akkretionsscheibe (Animation) ausgehen. Da die heißen Elektronen in diesem Modell eine beinahe kugelförmige Region besetzen, läßt es sich schwer mit der beobachteten, länglichen Form der Strahlenquelle in Einklang bringen, erklärt Lo.

Martin Rees von der University of Cambridge allerdings warnt vor der Möglichkeit, daß die beobachtete, längliche Form der Radiostrahlenquelle nicht der Wirklichkeit entspricht. Sie könnte seiner Ansicht nach entstehen, wenn die Wellen als Folge asymmetrischer Turbulenzen in dem Gas um das Schwarze Loch bevorzugt in eine Richtung gestreut werden. Doch da das galaktische Zentrum nur 26 000 Lichtjahre entfernt ist, stehen die Chancen gut, daß Lo und andere Radioastronomen seine Geheimnisse letztendlich entschlüsseln werden.

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