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News: Die Uhr im Knie

Kaum zu glauben, aber wahr: Ausgerechnet die menschlichen Kniekehlen spielen eine entscheidende Rolle bei der Steuerung der biologischen Uhr.
Helles Licht beeinflußt den menschlichen 24-Stunden-Rhythmus von Schlaf, Körpertemperatur und anderen, regelmäßigen Zyklen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Licht direkt auf bestimmte Körperstellen fällt oder über die Augen aufgenommen wird. So kann die Bestrahlung von aderreichen Körperstellen – wie eben der Kniebeuge – dazu dienen, Schlafstörungen zu behandeln.

Beim Jahreszeitenwechsel paßt der menschliche Körper seinen 24-Stunden-Zyklus des Schlafens und Wachens der jeweiligen Tageslänge an. Dafür sorgt hauptsächlich ein Nervenbündel, das seine Impulse direkt von der Netzhaut empfängt. Deshalb wurde bisher angenommen, daß die innere Uhr über die Augen eingestellt wird. Nach neuesten Forschungsergebnissen verfügt der Körper jedoch auch über andere "Tricks", um den Körper an die Jahreszeiten anzupassen: Er nutzt lichtempfindliche Bestandteile des Blutes wie Hämoglobin und Bilirubin. Diese beeinflussen offenbar die Produktion von Melatonin, eines Hormon zur Steuerung des Schlafzyklus.

Scott Campbell und seine Kollegen vom Cornell University Medical College in White Plains (New York) haben begonnen, zu überprüfen, ob für das Auge unsichtbares Licht den menschlichen 24-Stunden-Rhythmus beeinflussen kann (Science, Ausgabe vom 16. Januar 1998). Dazu wählten sie die Region hinter den Knien aus, denn dort liegen, so Campbell, besonders viele Blutgefäße nahe der Hautoberfläche. 15 Freiwillige verbrachten Schichten von jeweils vier Tagen und Nächten in künstlich beleuchteten Isolationskammern. In der zweiten Nacht einer jeden Schicht richteten die Forscher drei Stunden lang besonders wirksames blaugrünes Licht auf die Knierückseite der Teilnehmer. Das Ergebnis: Die zentrale Körpertemperatur und die Melatoninproduktion reagierten auf das Licht und verschoben sich bei den Versuchsteilnehmern um teilweise sogar drei Stunden.

Laut Campbell ergibt das durchaus einen Sinn: Viele andere Wirbeltiere besitzen ebenfalls augenunabhängige lichtempfindliche Systeme: „Nur weil die Säugetiere sich während der Evolution für die Augen 'entschieden' haben, sind die anderen Systeme damit nicht vollständig verschwunden.“ Die Wissenschaftler folgern aus ihren Experimenten, daß sich Schlafstörungen sozusagen „im Schlaf“ beheben lassen: zum Beispiel über die Kniekehlen.

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