News: Die Uhr tickt auch für Männer
Um diese Widersprüche einmal genauer zu untersuchen, befragten Wissenschaftler von der University of Bristol und der Brunel University 8515 Paare, die eine Schwangerschaft geplant hatten und deren Nachwuchs schließlich zwischen dem 1. April 1991 und dem 31. Dezember 1992 das Licht der Welt erblickte. Der statistischen Auswertung zufolge waren jüngere Männer erfolgreicher, Sprösslinge zu zeugen, als ihre älteren Geschlechtsgenossen. Jedes zusätzliche Lebensjahr des Möchte-gern-Vaters senkte die Chance für ein Paar, innerhalb eines Jahres einen positiven Schwangerschaftstest zu erhalten, um drei Prozent (Human Reproduction vom 1. August 2000).
Allerdings muss es ja nicht allein Papas Schuld sein, wenn es mit dem Nachwuchs nicht innerhalb eines Jahres klappt. Vor allem ist auch das Alter der Frau zu berücksichtigen. Und noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren wie frühere Schwangerschaften, wie lange die Frau die Pille genommen hatte, die Zeitspanne des Zusammenlebens oder Alkoholkonsum des Vaters zeigten signifikante Beziehungen. Die Wissenschaftler um Chris Ford führten daher eine vorsichtige statistische Anpassung der Daten durch, um solche Faktoren möglichst auszuschalten. Die "bereinigten" Ergebnisse zeigten immer noch einen deutlichen Einfluss des Alters des Vaters. So beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass es mehr als ein Jahr dauert, bis eine Frau schwanger ist, bei Männern unter 25 nur acht Prozent. Wenn er jedoch über 35 ist, erhöht sich dieser Wert auf 15 Prozent. Eine weitere Analyse erbrachte zudem einen statistisch abgesicherten Zusammenhang zwischen dem Alter der Mütter und dem der Väter. So konnten sich Paare, die gleich alt, oder bei denen der Mann jünger als seine Partnerin war, eher über Kindergeschrei freuen als Paare, bei denen der hoffnungsvolle Vater fünf oder noch mehr Jahre älter als seine Frau oder Freundin war.
Die Autoren führen selbst einige Gegenargumente an, warum die Schlussfolgerungen vielleicht eher mit Vorsicht zu betrachten sind. Und über die Ursachen, die zu der geringeren Erfolgsquote führen, können sei aber nur spekulieren. So führen sie zum Beispiel veränderte Verhaltensmuster mit zunehmendem Alter und Dauer der Beziehung an. Auch rein biologische Gründe wie eine veränderte Qualität der Spermien halten die Wissenschaftler für möglich. Nicht zuletzt beenden fruchtbarere Männer ihre Familienplanung vielleicht früher als weniger fruchtbare Geschlechtsgenossen. Und eventuell ist es ja auch einfach ein Zusammenspiel vieler Faktoren.
Trotz allem sind Ford und seine Mitarbeiter aber der Ansicht, dass ihre Daten durch den großen Stichprobenumfang und die Tatsache, dass nahezu alle Altersklassen beteiligt waren, gesichert sind. Vielleicht müssen sich also nun auch Männer auf den Kommentar einstellen: "Vergiss nicht, deine biologische Uhr tickt!"
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