Direkt zum Inhalt

Runenstein von Rök: Dieser Wikingerstein soll vom Ende der Welt erzählen

Schon die Wikinger sollen Angst vor einer Klimakatastrophe gehabt haben. Das lässt sich laut einer neuen Theorie aus dem Runenstein von Rök lesen.
Ein Teil der Inschrift des Runensteins von Rök

Auf einem Stein in Schweden steht die längste Runen-Inschrift. Was sie bedeutet, versuchen Forscher seit 150 Jahren zu verstehen. Lange Zeit brachten Historiker die Geschichte auf dem Runenstein von Rök mit Heldentaten aus Schlachten in Verbindung. Doch laut einer aktuellen Studie erzählt der Stein von einer ganz anderen Art Konflikt: dem Kampf zwischen Licht und Dunkelheit, Wärme und Kälte, Leben und Tod. Der Stein sei aufgestellt worden, um vor einer anstehenden Klimakatastrophe zu warnen, heißt es im »International Journal of Runic Studies«.

Vor rund 1200 Jahren haben Menschen den Runenstein von Rök errichtet. Wegen seiner vergleichsweise langen Inschriften zählt er zu den berühmtesten Runensteinen der Wikingerzeit. Mehr als 700 Runen und andere Zeichen sind bis heute gut erhalten. Allein eine Zeile der Inschrift, die sich um alle fünf Seiten des Steins zieht, ist beschädigt.

Viel ist geschrieben – doch was genau?

Vorlesen lässt sich das Geschriebene also trefflich. Das Problem: Der Text ist teilweise verschlüsselt, enthält Geheimrunen und zahlreiche Anspielungen, aber kaum konkrete Anhaltspunkte. Auch ist umstritten, auf welche Weise der Stein zu lesen ist und ob es sich um Berichte oder doch eine rituelle Inschrift handelt. Entsprechend viele Theorien gibt es über den Inhalt der eingeritzten Zeichen. Erzählen sie Heldengeschichten? Loben oder verurteilen sie die Taten des Gotenkönigs Theoderich, der im 5. Jahrhundert lebte? Oder sind es Rätsel, die die Betrachter in ihren Bann schlagen sollen? Sicher ist nur der Autor: Varinn, der den Stein nach dem Tod seines Sohnes schuf.

Runenstein von Rök | 3,82 Meter ist der Wikingerstein groß und auf fünf Seiten beschrieben.

Ein Wissenschaftlerteam bestehend aus Textanalytikern, Archäologen, Religionshistorikern und Runologen bietet nun eine neue Interpretation: Der Stein sollte vor einem erneuten »Fimbulwinter« warnen – dieser ist in der nordischen Mythologie die erste der vier eschatologischen Katastrophen, die den Untergang der Götter einleiten.

Es gibt schon länger die Theorie, dass die Wetteranomalie von 535/536 die Legende des Fimbulwinters begründete. Damals hatten die Menschen nachweislich mit untypisch niedrigen Temperaturen, Ernteausfällen und Hunger zu kämpfen. Zu Lebzeiten Varinns schienen sich die Geschehnisse zu wiederholen.

»Bevor der Runenstein von Rök errichtet wurde, gab es zahlreiche Ereignisse, die extrem sonderbar erschienen sein müssen«, sagt Bo Gräslund, Archäologe von der Universität Uppsala und ein Autor der Studie. »Ein intensiver Sonnensturm färbte den Himmel in dramatischen Rottöne, es kam zu Ernteausfällen in einem extrem kalten Sommer, eine Sonnenfinsternis ereignete sich direkt nach dem Sonnenaufgang«, erklärt Gräslund in einer Pressemitteilung. Ein jedes Ereignis hätte gereicht, um die Menschen in Angst zu versetzen. Und alles zusammen habe eben eine neue Klimakatastrophe erwarten lassen. Vor dieser habe Varinn warnen wollen.

Die Interpretation des Teams ist einzigartig. Die Autoren wollen sie aber nicht als die einzig wahre Deutung verstehen. »Selbstverständlich sind wir nicht so arrogant zu glauben, wir hätten jedes Problem im Rök-Text gelöst«, schreiben die Autoren in ihrem Fazit. Es gebe noch immer ungeklärte Details und Passagen. Auch die Abfolge, in der man die Zeichen gelesen habe, lasse sich in Frage stellen. »Unsere Interpretation beruht nicht auf absoluter Genauigkeit«, schreiben sie weiter. Aber sie liefere eine neue Theorie.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.