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News: Dioxin in deutschen Tongruben

In Venedig findet zur Zeit das Symposium 'Dioxin 99' statt. Nicht im offiziellen Programm der Konferenz zu finden, sondern eher hinter den Kulissen diskutiert wird die Entdeckung, daß es Dioxine auch in natürlichen Quellen gibt. So zum Beispiel in den Tongruben des Westerwaldes. In dem rechtsrheinischen Mittelgebirge kümmert sich seit einigen Wochen eine Einsatzgruppe des Geologischen Landesamts um das neu aufgetauchte Umweltproblem.
In fast allen Westerwälder Tongruben wurden Dioxine gefunden, die hochgiftige Stoffgruppe, zu der auch das berühmte "Seveso-Gift" zählt. Für Geologen wie Karl- Hans Emmermann, den Leiter des Geologischen Landesamts von Rheinland-Pfalz in Mainz, kamen die Funde völlig überraschend: "Wir hatten uns vieles vorgestellt, aber daß Dioxin in Tonen auftritt, hatten wir nicht erwartet." Mit einem eigens einberufenen Team sucht er nun eine Grube nach der anderen auf, nimmt Tonproben und bringt sie zur Dioxin-Analyse ins Labor, um sich ein Bild vom Ausmaß des Problems zu machen.

Ton ist ein feinkörniges Verwitterungsprodukt, dessen mineralische Zusammensetzung von der Art des verwitterten Gesteins abhängt. Im Westerwald zeigen die so genannten kaolitischen Tone eine Dioxin-Belastung. Der Geologe Werner Fiebiger, bei einem Grubenbetreiber, der Stephan-Schmidt-Unternehmensgruppe, zuständig für Forschung und Entwicklung: "Wir wissen, dass wir Tone haben, in denen Dioxine vorhanden sind, und solche, in denen keine sind. Warum das so ist, wissen wir allerdings nicht." Die Vermutung ist, daß die Tone natürlicher Herkunft sind und möglicherweise durch vulkanische Einflüsse entstanden sind. Dafür spricht das eigentümliche Schadstoffmuster mit viel Dioxin aber ohne die so genannten Furane. Ein solcher Fingerabdruck ist neu und passt nicht zu heutigen Verbrennungsprozessen, bei denen Dioxine und die chemisch verwandte Furane entstehen. Nach der Arbeitshypothese der Mainzer Geowissenschaftler könnten heiße Lava und Gase vor rund dreizig Millionen Jahren die Giftküche der Natur gewesen sein. Sie hätten damals Torflager im Westerwald durchstoßen. Dabei wäre organisches Material verschwelt, es hätten sich Dioxine gebildet. Diese wären dann im Ton gespeichert worden, der sich in benachbarten Sedimentationsbecken abgelagert hatte. "Eine andere These geht dahin, daß Mikrobakterien oder Organismen das Ganze ausgelöst haben", so der Mainzer Geologe Michael Grimmel. Tatsächlich gibt es Studien, nach denen Dioxine in geringer Menge auch in Mülldeponien und sogar bei der Kompostierung von organischem Material entstehen – jeweils unter der Beteiligung von Mikroorganismen.

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