News: Doch kein 'böses' Cholesterin?
In einer zweiten Studie ermittelten die Forscher die Konzentration verschiedener Substanzen im Plasma von Patienten, die an Beklemmungszuständen und Schmerzen im Brustbereich – Angina pectoris – litten. Alle untersuchten Personen wiesen einen erhöhten Gehalt an vier Oxysteroiden auf. Diese im Stoffwechsel von Cholesterin in der Leber entstehenden Produkte traten also gehäuft bei Patienten auf, die stark verkalkte Arterien haben. Weiterhin konnten die Wissenschaftler zeigen, dass wenn Oxysteroide dem Blut gesunder Personen zugefügt wurde, der Calciumeinstrom in die arteriellen Zellen – ähnlich wie in Angina-Patienten zu beobachten – stark anstieg. Calciumeinstrom ist ein typisches Kennzeichen für Herzerkrankungen.
"Unsere Studie erklärt vermutlich, warum Mitglieder einer scheinbar gesunden Familie plötzlich Angina entwickeln können," erklärt Kummerow. "Wenn diese Beschwerden nicht als Warnsignal erkannt werden, kommt es zu unnötigen Todesfällen durch Herzerkrankungen. Durch Untersuchungen des Herzens mittels eines Katheters kann leicht bestimmt werden, ob eine Bypass-Operation erforderlich ist."
Nach dem heutigen Stand gilt ein 3:1-Verhältnis von low density lipoproteins (LDL) – dem "bösen" Cholesterin – zu high density lipoproteins (HDL) – dem "guten" Cholesterin – als nicht herzgefährdend und eine Cholesterin-Plasmakonzentration von 200 Milligramm pro Deziliter als erstrebenswert. In dieser Studie jedoch wiesen 51 Prozent der Männer, die einen Bypass benötigten, einen solchen Plasmagehalt auf, sagt Kummerow.
Trotzdem ist nach Ansicht des Forschers eine ausgewogene Ernährung immer noch das beste Mittel, einer Herzerkrankung vorzubeugen. Außerdem können Antioxidantien, wie Vitamin E oder C, die Oxysteroidbildung vermindern und die Verkalkung verlangsamen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 28.4.1999
"Wie Cholesterin gut wird"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 21.1.1999
"Auf den Winkel kommt es an "
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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