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News: Doch keine Rabeneltern

Männliche Mornellregenpfeifer sind doch bessere Väter als bisher angenommen. Oft fanden Forscher Gelege der bedrohten Vogelart vermeintlich erkaltet und verlassen auf. Anscheinend sind die Eier aber trotz der mangelnden Brutpflege sicher aufgehoben und überleben durch einen physiologischen Trick, bis der vermisste Elter zum Nest zurückkehrt.
Die Mornellregenpfeifer (Charadrius morinellus) wurden bisher als Rabeneltern angesehen, da sie ihr Nest häufig für längere Zeit unbebrütet lassen. Das Weibchen fliegt direkt nach der Eiablage davon, um sich noch weitere Male zu paaren, während die in dem rauen Klima ihres Brutgebietes – den alpinen und arktischen Gebieten von Europa bis Sibirien – undankbare Aufgabe des Ausbrütens dem Regenpfeifermännchen zufällt, das selbst ebenfalls das Nest zum Teil für Stunden ungeschützt lässt.

Nun haben schottische Forscher entdeckt, dass Embryonen von Morellregenpfeifern eine unerwartet hohe Überlebensrate haben, obwohl das Gelege regelmäßig dem kalten und nassen Wetter ausgesetzt ist. Bei einem Nest konnten sie beobachten, dass die Eier, die mindestens 23-mal für mehr als zwei Stunden allein gelassen wurden, sich dennoch ordentlich entwickelten (New Scientist vom 19. Februar 2000).

Sue Holt von der University of Stirling überwachte in den Jahren 1997 und 1998 mit automatisierten Thermostaten die Temperatur von 47 Nestern. In 17 der untersuchten Gelegen überlebten die Jungen auch, wenn sie wiederholt für zwei bis zehn Stunden Umgebungstemperaturen von etwa 0 Grad Celsius ausgesetzt waren.

Der Vaters war immer bei besonders schlechtem Wetter vom Gelege abwesend, weshalb die Biologin annimmt, dass das Regenpfeifermännchen das Nest verlässt, um sich selbst in Sicherheit zu bringen oder nach Nahrung zu suchen. Da regelmäßig allein gelassene Eier eine längere Zeit brauchten, bis die Küken schlüpften, vermutet Holt, dass die Embryonen bis zur Rückkehr des Vaters ihren Stoffwechsel runterfahren und das Wachstum einstellen können, ohne dabei ernsthaften Schaden zu nehmen. Diese erstaunliche Fähigkeit der Embryonen haben Forscher dazu gebracht, die Bruterfolge der seltenen Vogelart bisher zu unterschätzen, sagt der Ornithologe Phil Whitfield.

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