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News: Ein Bakterium in aller Munde

Der Verdächtige heißt Porphyromonas gingivalis. Von diesem Bakterium wird schon seit längerem vermutet, daß es mitverantwortlich für Zahnfleischerkrankungen ist. Jetzt konnte dies erstmals auch in einer Studie belegt werden. Nur den Erkrankten wird das leider in näherer Zukunft noch keine Vorteile bringen.
Zahnfleischerkrankungen gehören mit zu den häufigsten chronischen Erkrankungen überhaupt. Schon im Alter von 35 Jahren sind drei von vier Erwachsenen betroffen, und diese Zahl nimmt mit steigendem Alter weiter zu. Bei einer sogenannten Parodontitis (auch Peridontitis) ist das Zahnfleisch entzündet. Im Anfangsstadium ist es gerötet, geschwollen und blutet leicht. Später ist auch der Kieferknochen, in dem die Zähne verwurzelt sind, von der Entzündung betroffen. Zu guter Letzt lockern sich die Zähne, fallen aus oder müssen vom Zahnarzt entfernt werden.

Ann L. Griffen und ihre Mitarbeiter von der Ohio State University in Columbus stellten nun fest, daß das Zahnfleisch bei Personen mit Peridontitis mit einer mehr als elffach höheren Wahrscheinlichkeit von Porphyromonas gingivalis besiedelt wird als bei gesunden (November-Ausgabe 1998 des Journal of Clinical Microbiology, Originalartikel). Die Wissenschaftler suchten bei 130 erkrankten und 181 gesunden Personen nach DNA von Porphyromonas gingivalis. Sie verwendeten dazu eine hochsensitive molekularbiologische Methode, mit der in einer Probe bereits zehn Bakterien nachgewiesen werden können. Es zeigte sich, daß bei lediglich 25 Prozent der Personen in der gesunden Kontrollgruppe das Bakterium das Zahnfleisch besiedelte, während von den Erkrankten 79 Prozent betroffen waren. Die Schlußfolgerung der Wissenschaftler aus diesen Ergebnissen: Porphyromonas gingivalis ist sehr wahrscheinlich an der Entstehung einer Parodontitis beteiligt.

Doch die Enttarnung eines mutmaßlichen Krankheitsverursachers ist nicht immer mit einem Vorteil für die Betroffenen verbunden. Für die Therapie ergeben sich in diesem Fall noch keine Fortschritte. Zahlreiche weitere Untersuchungen sind notwendig, um mögliche Medikamente oder gar Impfstoffe zu entwickeln. Für die Betroffenen steht nach wie vor die Vorsorge an erster Stelle: Es geht nichts über regelmäßiges Zähneputzen und täglichen Gebrauch von Zahnseide.

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