News: Ein Bruchstück der Tatwaffe?
Daß überhaupt ein Fragment den Einschlag überstand, deutet ebenfalls darauf hin, daß das Objekt ein Asteroid und kein Komet war. Kometen fliegen schneller als Asteroiden und bestehen typischerweise aus einer Ansammlung von interplanetarischem Staub. Das bedeutet, sie sind sehr brüchig und porös, und die Wahrscheinlichkeit, erkennbare Fragmente zu hinterlassen, ist viel geringer als bei Asteroiden. Kyte belegt seine These, indem er mehrere Beispiele von Meteoriten anführt, die zwischen fossilen Funden entdeckt wurden.
Der Übergang von der Kreidezeit zum nachfolgenden Tertiär, vor etwa 65 Millionen Jahren, ist unter dem Begriff K/T-Grenze bekannt. Für Paläontologen gilt sie schon lange als entscheidender Wendepunkt in der Geschichte des Lebens, denn sie markiert eine scharfe Trennung zwischen zwei völlig verschiedenen Tier- und Pflanzengesellschaften. Es blieb jedoch ein paläontologisches Rätsel, wodurch das Aussterben der Lebensformen am Ende der Kreidezeit verursacht worden war.
Kurz nachdem überall auf der Welt Gesteinsbrocken gefunden wurden, die mit dem Metall Iridium angereichert waren, kam die Idee auf, daß für diese K/T-Grenze ein extraterrestrischer Körper, der auf der Erde eingeschlagen ist, verantwortlich sein muß. Iridium kommt nur selten in der Erdkruste vor, tritt jedoch häufig in Asteroiden auf. Die Iridium-Funde sind bislang die einzigen physikalischen Hinweise, welche die These unterstützen, daß ein Meteorit – oder ein Komet – auf der Erde eingeschlagen ist und das Massensterben ausgelöst hat.
Kyte entdeckte das Meteoritenfragment in den Sedimenten einer Tiefseebohrung aus dem nordpazifischen Ozean. Es wurde in einer Iridium-haltigen Lehmschicht gefunden, die typisch für die K/T-Grenze ist. Auch im Gestein des Chicxulub-Kraters auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan wurden winzige Klümpchen Iridium gefunden. Kyte folgerte daraus, daß sein gefundenes Meteoritenfragment ein Teil des Meteoriten ist, der für den Chicxulub-Krater verantwortlich ist – auch wenn der Fundort 9 000 Kilometer westlich der Einschlagstelle ist.
"Natürlich kann es Zufall sein, daß ein Meteoritenfragment in einer K/T-Grenzschicht eingelagert war, aber es ist schwer vorstellbar, daß der Meteorit einen anderen Ursprung als außerirdischen hatte", sagt Kyte. "Mein Fund ist die erste Probe aus der K/T-Grenzzeit mit genügend Information aus strukturellen und chemischen Daten, um Schlußfolgerungen über ihren Ursprung zulassen."
Die Mikrostruktur des Felsens und die Anordnung der Mineralien darin, lassen nach Angaben des Wissenschaftlers nur den Schluß zu, daß sie von einem Kohlenstoff-Chondriten stammen. Durch die lange Zeit in den Tiefen der Erde sind leider die meisten der ursprünglichen Meteoriten-Mineralien durch andere, ähnliche Mineralien ersetzt worden. Dies passiert aber bei allen Dingen, die im Verlauf der Zeit zu Fossilien werden – auch bei menschlichen Knochen.
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