News: Ein gut gestimmtes Ohr
Die Ohren befinden sich bei Grillen unterhalb der Knie an den Vorderbeinen. Sie bestehen aus einer Öffnung, die zu einer Membran führt, welche als Trommelfell dient. Ist die Öffnung vollständig frei, reagiert das Gehör der Grille am empfindlichsten auf die Frequenzen in der Umgebung – insbesondere im Bereich 10-20 kHz. Bei den meisten Grillenarten ist dies dauernd der Fall. Die Forscher entdeckten jedoch, daß diese bestimmte Spezies der Grille ihre Ohröffnung schließen kann.
Indem sie diesen Kanal zum Trommelfell verschließt, dringen Geräusche über einen anderen Weg ein. Das Ohr verliert die Feinabstimmung auf die üblichen 10-20 kHz und wird für einen breiteren Frequenzbereich aufnahmebereit. Zu ihrer Überraschung entdeckten die Forscher, daß "die Ohren empfindlicher auf niedrige Frequenzen reagieren, wenn die Öffnung vollständig oder teilweise verschlossen ist." Diese Abstimmung auf die Ruffrequenz kann sehr genau sein.
Aber warum hat sich das Ohr nicht permanent angepaßt, als sich die Ruffrequenz änderte? Die Forscher argumentieren, daß sich die Grille den Vorteil bewahrt hat, mit der freien Öffnung ein breites Frequenzband wahrzunehmen, um so Raubtiere besser entdecken zu können. Sie hat die perfekte Form des selektiven Hörens entwickelt, wobei sie den Klang potentieller Partner ignorieren kann, wenn sie nicht mehr an ihnen interessiert ist.
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