News: Ein heißer Schauer
Kometen entstammen für gewöhnlich der Oortschen Wolke, die sich in den fernsten Bereichen unseres Sonnensystems erstreckt. Werden ihre Bahnen gestört, zum Beispiel durch die Gravitation eines vorbeiziehenden Sterns, kommt es vor, daß sie umgelenkt werden in Richtung Sonne. Bei der Annäherung an unseren Zentralstern verliert der Komet durch den Sonnenwind an Masse: Steine, Eisklumpen, Gase und Staub fallen vom Hauptkörper ab und bilden mitunter einen herrlichen Schweif aus. Wenn die Erde auf ihrem Weg um die Sonne durch diese Hinterlassenschaften wandert, treten die Teilchen mit hoher Geschwindigkeit in die Atmosphäre ein. Die meisten von ihnen verglühen als heller Lichtstreif, doch einige größere Stücke explodieren mitunter als bunter Feuerball.
Für die Erde besteht – trotz eines temporären cinematischen Maximums in diesem Hollywood-Sommer – mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Gefahr. Selbst die rund 2500 kommerziellen, militärischen und wissenschaftlichen Satelliten im Erdorbit dürften keine größeren Schäden nehmen. Da hegen die verantwortlichen Techniker und Forscher schon größere Furcht, wenn sie an einen anderen Meteorsturm – die Leoniden – denken. Die Bruchstücke des Kometen 55P/Tempel-Tuttle sind nämlich so zahlreich, daß im November 1998 etwa 1000 bis zu 200 000 Meteore pro Stunde auf die Erde zukommen. Die Betreiber der Satelliten treffen schon jetzt Vorbereitungen, ihre wertvollen Geräte möglichst gut durch den Hagelschauer zu bringen. In den meisten Fällen werden Antennen, Kameras und andere empfindliche Apparate hinter dem Satellitenkörper in Deckung gebracht.
Unter den gegebenen Umständen empfehlen sich die frühen Abendstunden, um gemütlich in einem Lehnstuhl sitzend in Richtung Nordosten zu schauen und entspannt auf die Sternschnuppen zu warten. Sie erscheinen am ganzen Himmel, doch verfolgt man ihre Strichspuren zurück, so scheinen sich alle Bahnen in einem Punkt im Sternbild Perseus zu kreuzen – daher der Name Perseiden. Suchen Sie am Nordhimmel nach dem Buchstaben W oder M, den das Sternbild Cassiopeia zeichnet. Etwa 20 Grad weiter im Westen (bei ausgestrecktem Arm entspricht dies ungefähr einer Handbreite vom Daumen zum kleinen Finger) und ein wenig Richtung Süden liegt Perseus. Die Karte hilft beim Auffinden des Sternbildes. Aber nicht vergessen: Es sieht nur so aus, als kämen die Sternschnuppen von dort, auftreten können sie jedoch am ganzen Himmel! Nun heißt es warten und auf das Zirpen der Grillen lauschen.
Eine andere Methode, Meteore zu beobachten, erfreut sich unter Amateurastronomen zunehmender Beliebtheit: Radioechos. Wenn ein Meteor in der Atmosphäre verglüht, läßt er eine Spur aus ionisiertem Gas hinter sich. Diese reflektiert manchmal die Sendungen von weit entfernten Radiostationen, die sonst nicht zu empfangen wären. Während eines intensiven Meteorenschauers lassen sich so mit einem einfachen Kurzwellenradio viele Echos von Sendern in Tausenden Kilometern Entfernung auffangen.
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