News: Eine alte Frage und ein neuer Ansatz
Es ist das grundsätzliche Problem, die Schmelztemperatur von Eisen bei den erstaunlichen Druckverhältnissen des Kerns herauszufinden. Die Wissenschaftler argumentieren, daß der hauptsächlich aus Eisen bestehende Kern in der Nähe des Erdzentrums von einem festen in einen flüssigen Zustand übergeht. Die entscheidende Rolle der Schmelztemperatur wurde schon vor langer Zeit erkannt und verschiedene Forscher unternahmen Versuche, im Labor die im Kern herrschenden Drücke und Temperaturen zu simulieren. Doch die Resultate blieben umstritten.
Nun wurde ein Anlauf aus einer gänzlich anderen Richtung unternommen: Die Wissenschaftler des University College London setzten auf die geballte Kraft von Parallelcomputern. Sie gehen davon aus, daß jedes Material als eine Ansammlung von Atomkernen und Elektronen angesehen werden kann, und berechnen die Schmelztemperatur ausschließlich auf der Grundlage von thermodynamischen Geetzen. Die dazu notwendige Rechenleistung konnte nur durch den Einsatz eines "Supercomputers", des Cray T3E, aufgebracht werden.
Diesen Berechnungen nach beträgt die Schmelztemperatur des Eisens bei den im Kern herrschenden Druckverhältnissen 6 500 Grad Celsius – etwa die Temperatur auf der sichtbaren Oberfläche der Sonne. Die Forscher weisen aber darauf hin, daß der Erdkern eine etwas niedrigere Temperatur haben wird, da er nicht aus reinem Eisen besteht. Sie gehen von ungefähr 5 500 Grad Celsius aus. Die Mitglieder des englischen Teams erfreuen sich jetzt an einer ungewöhnlichen Vorstellung: Im Endeffekt gehen wir auf einer Masse von geschmolzenem Eisen spazieren, welche etwa so heiß wie unsere Sonne ist.
"Wenn die Erde dahinschmilzt"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.