News: Eine haarige Angelegenheit
Beta-Catenin scheint zwei unterschiedliche Funktionen zu erfüllen: In ausgewachsenen Epithelzellen ist es daran beteiligt, benachbarte Zellen zusammenzubinden, um so die Kommunikation von Zelle zu Zelle zu erleichtern. Während der Embryogenese reagiert es mit einem Molekül namens LEF-1 (Lymphoid enhancer-binding factor), das nur in Zellen gebildet wird, die schließlich zu Haarfollikeln werden. LEF-1 und Beta-Catenin zusammen bilden einen Transskriptionsfaktor, der an die DNA der Zelle bindet und diejenigen Gene aktiviert, welche die Zelle anweisen, zu einem Haarfollikel zu werden.
Normalerweise wird jeder Überschuß an Beta-Catenin, der nicht für das Anheften von Zellen benötigt wird, rasch abgebaut. Das Forscherteam manipulierte aber seine Labormäuse so, daß sie andauernd eine stabilisierte Form von Beta-Catenin in ihrer Haut produzierten. Dies wiederum veranlaßte einige Epidermiszellen dazu, das Partnermolekül LEF-1 herzustellen. Immer wenn sowohl stabilisiertes Beta-Catenin als auch LEF-1 in einer Epithelzelle vorhanden waren, bildete sich ein neues Haarfollikel. "Wenn wir es schaffen, diese beiden Partner zur richtigen Zeit anzuregen, könnte sich neues Haar an Stellen bilden, an denen es verloren ging", erklärt Fuchs.
Die gentechnisch veränderten Mäusen waren außergewöhnlich haarig. Bei einigen Mäusen wurden sogar fast alle Hautzellen zu Haarfollikeln. Im Gegensatz zur Embryogenese erzeugte die gentechnisch manipulierte Haut der transgenen Mäuse allerdings einen Endlosvorrat an Beta-Catenin: Es bildeten sich gutartige Follikeltumore. "Leider führte hier zuviel des Guten zu etwas Schlechtem", sagt Fuchs. Sie und ihr Team suchen noch nach einer Methode, wie das Beta-Catenin nur kurzfristig in den Hautzellen gebildet werden kann. Solange, bis sich neue Follikel gebildet haben. "Wir müssen es auch wieder abschalten können, um die Bildung von Tumoren zu verhindern", sagt Fuchs. Das Blockieren dieses Weges wäre dann aber auch ein wirksames Mittel gegen unerwünschten Haarwuchs.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 22.11.1998
"Es läßt sich voraussagen"
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