Himmelsschauspiel: Eine partielle Sonnenfinsternis über Mitteleuropa
Wer eine Reise auf die Färöer-Inseln oder nach Spitzbergen wagt, der könnte am 20. März 2015 in den Genuss des seltenen Anblicks der Sonnenkorona kommen, denn dort, im hohen Norden, ist diese Sonnenfinsternis total. Aber wegen des niedrigen Sonnenstands und des wolkenreichen Klimas mag man dort auch nur Zeuge einer plötzlich eintretenden, gut zwei Minuten anhaltenden Dunkelheit werden. Wer keine Reise in diese abgelegen Regionen plant, kann die totale Finsternis dennoch live verfolgen. Das Slooh Community Observatory plant, die Finsternis von den Färöer-Inseln zu übertragen.
So filtern Sie richtig und schützen Ihre Augen!
Ein Sonnenfilter für die visuelle Beobachtung sollte das Licht um den Faktor 1 : 100 000 dämpfen, also einen logarithmischen Dichtewert von 5 haben, und er darf keine Infrarotstrahlung durchlassen. Die einfachste Methode, die Sonne sicher zu beobachten, ist die Verwendung einer Sonnenfinsternisbrille, deren Folien genau die beschriebenen Eigenschaften haben. Sie sind im Astronomiefachhandel erhältlich.
Für ein Teleskop benötigen Sie einen großen Glas- oder Folienfilter, den Sie vor das Objektiv setzen. Möchten Sie die verfinsterte Sonne fotografieren, dann müssen Sie die fotografische Version der Baader-Sonnenfolie verwenden. Sie hat nur eine Dämpfung von 1 : 10 000. Sie darf deshalb visuell nur in Verbindung mit einem 1 : 10-Neutralfilter benutzt werden. Sehr gefährlich ist der Einsatz von Okularfiltern, rußgeschwärzten Gläsern, Schweißerbrillen oder gar von alten unbelichteten Diafilmen.
Der Verlauf der Sonnenfinsternis lässt sich besonders bequem und sicher mit der bewährten und völlig ungefährlichen Projektionsmethode verfolgen. Dabei wird das Teleskop auf die Sonne gerichtet und das von ihm gesammelte Licht auf eine helle Fläche projiziert. Aber Achtung: Niemals dürfen Sie direkt in das aus dem Teleskop kommende Licht blicken! Achten Sie daher besonders darauf, dass nicht etwa Kinder versuchen, ins Teleskop zu schauen. In Sekundenbruchteilen kann es zu irreparablen Augenschäden kommen!
Bei der Projektionsmethode verwendet man am besten ein nicht zu starkes Okular, vielleicht mit 20 Millimeter Brennweite, damit kein Sonnenlicht unablässig auf die Feldblende fällt, sondern eine Abbildung der gesamten Sonne entsteht. In einem passenden Abstand wird dann einfach ein Karton mit feinem, weißem Zeichenpapier hinter das Teleskop gehalten. Mit einem seitlich offenen Pappkasten kann man das Umgebungsstreulicht gut abschirmen und so ein kontrastreicheres Bild bewirken.
Sollten Sie nicht die Möglichkeit haben, die Sonne mit geeigneten Hilfsmitteln zu beobachten, dann gibt es eine Alternative: Verfolgen sie die Finsternis live im Internet! Das Slooh Observatory will die totale Finsternis von den Färöer-Inseln übertragen (alternativer Link). Zudem findet aus Anlass der Sonnenfinsternis der deutschlandweite Astronomietag statt, dort können Sie sich über Veranstaltungen auch in Ihrer Nähe informieren.
Zu Hause erwartet uns dafür zwar "nur" eine partielle Finsternis, aber wegen ihrer ungewöhnlichen Tiefe ist der Verlauf mit einer Dauer von zwei Stunden und 20 Minuten relativ lang und somit spannend. Auch lässt sich gegen 10:45 Uhr MEZ bei klarem Himmel eine deutliche Auswirkung auf die Stimmung der Umgebung erwarten: Es lassen sich eine fahle Beleuchtung und schärfere Schatten feststellen. Löcher in Baumblättern werfen dann lauter kleine Sicheln statt runder Sonnenbildchen auf den Boden, denn über Norddeutschland wird ein 80-prozentiger, im Alpenraum ein gut 65-prozentiger Verfinsterungsgrad erreicht. Damit ähnelt dieses Schattenspiel der eindrucksvollen partiellen Sonnenfinsternis vom 4. Januar 2011, aber die Sonne steht diesmal viel höher am Himmel, und auch das Klima ist jetzt, kurz vor Frühlingsanfang, günstiger. Die beigestellte Tabelle gibt für einige größere Städte die genauen Finsterniszeiten und Tiefen an.
Sonnensichel, zackiger Mondrand und Fleckenbedeckungen
Da die Sonne derzeit recht aktiv ist, hoffen wir auf mehrere Fleckengruppen, darunter vielleicht auch einige kräftige Flecken mit großer Penumbra. So darf mit mehreren Bedeckungen von großen Flecken durch den dunklen, bei genauerem Hinsehen etwas unregelmäßigen Mondrand gerechnet werden. Am besten beobachten Sie dies mit einem gut gegen Streulicht abgeschirmten Projektionsschirm oder einem Objektivsonnenfilter. Okularfilter sind dagegen sehr gefährlich und platzen bei längerer Beobachtung durch die anhaltende Erhitzung im konzentrierten Sonnenlicht.
Während eines dieser besonders spannenden Fleckeneintritte am Mondrand sollten Sie auch auf den feinen Unterschied zwischen den vermeintlich dunklen Flecken und dem wirklich pechschwarzen Mondrand achten. Die Penumbra ist natürlich gegenüber dem Mond vergleichsweise hell. Aber selbst der Fleckenkern ist ohne Streulicht betrachtet nicht so schwarz wie die Mondscheibe. Ansonsten dürfen Sie gerne einmal den Mondrand bei höherer Vergrößerung verfolgen und nach Bergspitzen absuchen, das heißt die Innenseite der vermeintlichen Sonnensichel. Lunare Erhebungen zeigen sich oft nur als Ecken im nicht ganz runden Mondprofil, ruhige Luft vorausgesetzt. So wird diese Sonnenfinsternis auch für den Besitzer eines kleinen Fernrohrs zu einem schönen und spannenden Beobachtungsereignis.
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