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News: Einfach ist schon schlimm genug

Es ist inzwischen bekannt, daß eine Mutation in beiden Kopien eines bestimmten Gens - des pten Tumorsuppressor-Gens -, Zellen am Zelltod hindert. Der 'programmierte Zelltod' tritt normalerweise ein, wenn eine Zelle ihre normalen Funktionen nicht mehr erfüllen kann. Nun haben amerikanische Wissenschaftler herausgefunden, daß schon eine Veränderung in einer der beiden Kopien ausreicht, um diesen wichtigen Mechanismus außer Kraft zu setzen: In diesem Fall kommt es unter anderem zu einer unkontrollierten Vermehrung von weißen Blutkörperchen, die dann körpereigene Organe angreifen. Dieser Vorgang wurde in Tests an Mäusen untersucht und scheint eventuell die Entwicklung chronischer Krankheiten wie Krebs und Autoimmunkrankheiten anstoßen zu können.
"Die Mutation des pten Gens ist eindeutig gekoppelt mit einer Unfähigkeit der Zellen zu sterben – einem Vorgang, der Apoptose genannt wird. Als Ergebnis unserer Forschung haben wir entdeckt, daß dieses Gen stark in [die Entwicklung] bösartiger Tumore involviert ist", meint Pier Paolo Pandolfi vom Molecular and Developmental Biology Laboratory am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center. "Unsere Studie zeigt, daß der Verlust nur eines Gens [Allels] genügt, um den Zellsignalweg zu unterbrechen und einen Prozeß unkontrollierten Zellwachstums in Gang zu setzen."

Mutationen des pten Gens wurden in einer großen Menge von menschlichen Tumoren gefunden. Bei Versuchen an Mäusen führte eine vollständige Unterbindung der Genfunktion zu einem frühen Tod während der embryonalen Entwicklung. Bei Mäusen mit einer Mutation nur eines pten Allels kam es zu einem hohen Vorkommen von Tumoren – meistens Dickdarm-, Prostata- und Schilddrüsenkrebs. Zusätzlich fanden die Wissenschaftler heraus, daß das Immunsystem nicht mehr in der Lage war, die weißen Blutkörperchen (Lymphocyten) zu kontrollieren. Es kam zu einer "wilden" Vermehrung, bis die Lymphocyten schädlich für den gesamten Organismus wirkten. Die Blutzellen waren nicht mehr in der Lage, sich selbst zu vernichten, also "Selbstmord zu begehen" (Apoptose). Statt dessen wandten sie sich gegen den eigenen Organimus. Die meisten der Versuchstiere entwickelten eine Lupus-ähnliche Autoimmunkrankheit, bei der die weißen Blutkörperchen die körpereigenen Organe attackieren. Nach Aussagen der Wissenschaftler des Memorial Sloan-Kettering Cancer Center sinkt die Lebenserwartung von Mäusen mit der Mutation auf die Hälfte.

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