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News: Eiserne Reserve

Um auf ihrem Weg ins Winterquartier nicht die Orientierung zu verlieren, sind manche Zugvögel mit einem besonderen siebten Sinn ausgestattet: Offenbar vermögen sie das Magnetfeld der Erde wahrzunehmen, das ihnen als Kompass den rechten Weg weist. Diese innere Landkarte dient dem nachtigallähnlichen Sprosser nicht nur als Navigationshilfe, sondern signalisiert ihm vermutlich ebenfalls, wann er auf seinem kräftezehrenden Flug einen Zwischenstopp zum Auftanken der Energievorräte einlegen muss.
Als Langstreckenflieger vollbringen viele unserer heimischen Singvögel während ihres weiten Zuges gen Süden wahre Höchstleistungen. Voraussetzung für das Wanderverhalten ist ein ausgeprägtes Orientierungsvermögen, mit dessen Hilfe die Tiere ihre Winterquartiere beziehungsweise ihre Brutgebiete zielsicher anzusteuern vermögen. Während Tagzieher anhand des Sonnenstandes den richtigen Weg einschlagen, verwenden Nachtzieher die Sterne als Bezugssystem für die Richtungsorientierung.

Unbeirrt setzen einige Arten ihren nächtlichen Flug selbst dann fort, wenn derartige Wegweiser infolge von Bewölkung oder Nebel fehlen. Offenbar vermögen sie die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Feldlinien des Erdmagnetfeldes wahrzunehmen und als Navigationshilfen zu nutzen. Rätselhaft ist noch immer der Mechanismus, der diesem Phänomen zugrunde liegt. Möglicherweise dient das im Kopf befindliche Magnetit – ein eisenhaltiges Mineral – den Vögeln als eine Art eingebauter Kompass.

Vor dem kräftezehrenden Zug fressen sich die Zugvögel Fettpolster an. Diese reduzieren sie allerdings auf ein Minimum, da der Transport von Reserven nicht nur den Energieaufwand, sondern auch die Gefahr erhöht, von Räubern erwischt zu werden. Von Zeit zu Zeit legen die Vögel deshalb einen Zwischenlandung ein und tanken ihre Treibstoff-Vorräte wieder auf. Gilt es aber lebensfeindliche Barrieren wie weitläufige Wüstengebiete und Gewässer zu überqueren, häufen die Tiere indes umfangreicheren Flug-Proviant an. So verdoppeln einige Vertreter vor dem Flug über die Sahara sogar ihr Körpergewicht.

Aber woher wissen die Zugvögel, wann eine längere Durststrecke bevorsteht und die Energievorräte reichlicher aufzufüllen sind? Da sowohl der Beginn der Wanderungen als auch das Wetter und das Nahrungsangebot jährlich variieren, können die Vögel ihren eigenen Standort nicht allein anhand jahreszeitlich bedingter Parameter bestimmen. Thord Fransson und seine Kollegen von der Stockholm University zogen deshalb das Erdmagnetfeld in Betracht, das die Tiere ja offensichtlich wahrnehmen können.

Um diese Annahme zu überprüfen, setzten die Forscher einige unerfahrene Jungvögel des nachtigallähnlichen Sprossers (Luscinia luscinia) magnetischen Feldlinien aus, die sie – wie unter natürlichen Zugbedingungen – Schritt für Schritt in Richtung jenes Musters veränderten, das im nördlichen Afrika vor der Sahara herrscht. Die Tiere der Kontrollgruppe nahmen hingegen ein gleichbleibendes Magnetfeld aus der Umgebung wahr.

Wie die Ergebnisse enthüllten, beeinflusst das Erdmagnetfeld tatsächlich das Fressverhalten der Vögel: Als die Tiere jenen Feldlinien unterworfen wurden, wie sie für Nordafrika typisch sind, dehnten sie den Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme aus und legten sich ein umfangreiches Fettdepot an. Ihre Artgenossen, die einem konstanten Erdmagnetfeld ausgesetzt waren, nahmen hingegen nur geringfügig zu. Die magnetischen Feldlinien dienen den Tieren somit nicht nur als Kompassnadel, die ihnen Auskunft über die Flugrichtung erteilt, sondern auch als Zeitgeber, der über eine Zwischenlandung und eine erhöhte Nahrungszufuhr entscheidet.

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