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News: Eisschelfe in Not

Ein großes antarktisches Eisschelf könnte laut einem Bericht in Nature vom 19. Februar 1998 noch vor Ende des Jahrhunderts verschwinden. Sein Zusammenbruch könnte nahezu ohne Vorwarnung geschehen und würde nur ein paar Wochen oder sogar nur Tage dauern.
Die globale Erwärmung beginnt, sich einen Weg in die massiven Eisschelfe zu graben, welche die nördlichen Ränder der Antarktischen Halbinsel umsäumen, den Ausläufern der Antarktis, die nordwärts in Richtung Südamerika liegen. Eine oder zwei der kleineren, nördlicher gelegenen Eisschelfe sind bereits verschwunden. Das massivere Larsen-Eisschelf vor der Ostküste der Halbinsel schmilzt nun von Norden südwärts. Im Januar 1995 brach der nördlichste Teil des Eisschelfs, ein relativ kleiner Teil, genannt Larsen A, plötzlich zusammen, nachdem er sich mehrere Jahre lang ständig zurückgezogen hatte. Doake und seine Kollegen sind nun besorgt über die größere Larsen B-Sektion im Süden.

In ihrem Bericht in Nature versuchen C. S. M. Doake und seine Kollegen vom British Antarctic Survey (BAS) die Hintergründe des Kollaps von Eisschelfen im allgemeinen zu klären, um zu verstehen, warum sie so schnell verschwinden. Der Schlüssel zu dieser Frage liegt im Muster der Belastung, die über das gesamte Eisschelf verteilt ist. Anstatt eine passive, homogene Struktur zu besitzen, hat jedes Eisschelf sein eigenes, über die Oberfläche verteiltes Belastungsmuster, um auf diese Weise die eigene Stabilität zu gewährleisten. In diesem Sinne kann man sich ein Eisschelf am besten wie einen mittelalterlichen Steinbogen vorstellen, der auf der Seite liegt. Diese Struktur bleibt stabil, bis der Schlüsselstein am Scheitelpunkt des Bogens entfernt wird. Es kann Jahrhunderte dauern, bis der Schlüsselstein ausgewaschen ist, aber wenn erst einmal ein kritischer Punkt überschritten wurde, bricht der gesamte Bogen ziemlich schnell zusammen.

Sobald eine Folge von Brüchen und abgestoßenen Eisstücken eine Bresche in den "gestauchten Bogen" der Belastung, der das Eisschelf zusammenhält, geschlagen haben, kann nichts das Auseinanderbrechen stoppen, das dann mit atemberaubender Schnelligkeit abläuft. Ende 1994, kurz vor seinem endgültigen Kollaps im Januar 1995, wurde die Oberfläche von Larsen A hochgeworfen und es bildeten sich Wellen und Verwerfungen, obwohl sie einst vollständig eben war. Dies könnte ein Zeichen einer gewaltigen Störung in der Verteilung der Spannung vor einem Auseinanderbrechen sein.

Larsen B ist größer als Larsen A, jedoch relativ klein, verglichen mit dem weiter südlich gelegenen Hauptteil des Larsen-Eisschelfs. Larsen B hat an seinen äußeren Rändern Eis verloren, obwohl das Belastungsmuster im Eisschelf darauf hindeutet, daß es immer noch stabil ist. Verliert es allerdings noch mehr an Substanz, könnte dieses Eisschelf seinem kleineren, nördlicher gelegenen Nachbarn ins Nirvana folgen. Doake und seine Kollegen wissen nicht, wann dieser Zusammenbruch stattfinden wird. Sie sind allerdings sicher, daß er kommt und daß dann alles schnell und unwiderruflich ablaufen wird.

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