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News: Embryos in Eile

Auf mysteriöse Art und Weise scheidet der weibliche Körper gesunde von kranken Embryos. Nur drei Viertel aller menschlichen Embryos überleben die ersten sechs Wochen. Aufgrund einer neuen Studie überlegen Wissenschaftler, ob Keimlinge, die sich nach der Befruchtung der Eizelle möglichst schnell in der Uterus-Schleimhaut einnisten, größere Überlebenschancen haben.
In der Studie, die in der Woche vom 10. Juni 1999 im New England Journal of Medicine zu lesen war, vermutete das Wissenschaftlerteam um Allen Wilcox vom National Institute of Enviromental Health Sciences in North Carolina einen klaren Zusammenhang zwischen der Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt und der Zeit, die das Ei zum Einnisten benötigt. 221 Frauen zwischen 25 und 35 Jahren, die eine Schwangerschaft planten, wurden untersucht. Sie wurden gebeten, vom ersten Tag ohne Verhütungsmittel an täglich Urinproben abzuliefern, bis zur achten Woche der Schwangerschaft oder sechs Monate lang, falls sie nicht schwanger wurden. Anhand der Östrogen- und Progesteron-Konzentration konnten die Forscher den Eisprung auf den Tag genau bestimmen. Das Einnisten eines Embryos wird durch den Ausstoß von chorionischem Gonadotropin (HCG) begleitet, einem Hormon, das die Embryos fortwährend produzieren, sobald sie sich in der Uterus-Schleimhaut festgesetzt haben.

In 189 Schwangerschaften hatten sich 102 Embryos spätestens am neunten Tag nach der Befruchtung im Uterus eingenistet. Nur 13 von ihnen endeten später in einer Fehlgeburt. Diese Rate stieg jedoch auf 26 Prozent für Embryos, die sich erst am zehnten Tag implantierten. Am elften Tag stieg die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt sogar auf 52 Prozent und auf 82 Prozent für Embryos, die sich noch später festsetzten. Wilcox vermutet daher, daß der Uterus nur für eine bestimmte Zeit für die Embryos emfangsbereit ist. Im Anschluß filtert er diejenigen aus, die aufgrund genetischer Defekte oder anderer Störungen länger gebraucht haben, um den Weg vom Eileiter, in dem meist die Befruchtung stattfindet, zur Gebärmutter zurückzulegen.

Wenn seine Annahmen stimmen, rät Wilcox dringend von Methoden ab, bei denen mit hormoneller Behandlung versucht wird, den sensitiven Zeitraum des Uterus künstlich zu verlängern. Solche Versuche, meint er, könnten die Gefahr erhöhen, daß sich kranke Embryos in der Gebärmutter einnisten.

Gegenwind bekommt der Epidemiologe jedoch von seiner Kollegin Mary Lake Polan von der Stanford University School of Medicine. Sie hält es für möglich, daß die Produktion von HCG kein stichhaltiges Signal für das Einnisten in der Uterus-Schleimhaut ist. Die Studie ist für sie eine klare Forderung nach genauerer Untersuchung des eingenisteten Fötus. Ihre Kollegen hätten alles aus der Sicht der Gebärmutter betrachtet. Aber das sei nur die halbe Wahrheit. Nun wäre es Zeit, wirklich zu untersuchen, was der Embryo so treibt.

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