News: Enzyme gegen Krebs
Die potentielle Wirksamkeit des im klinischen Test befindlichen Krebsmedikaments Onconase beruht hauptsächlich darauf, daß die enthaltene amphibische Ribonuklease vom menschlichen RI-Molekül nicht umhüllt wird und deshalb auch auf körpereigene Zellen cytotoxisch wirkt.
Forscher vom US National Institute of Health haben jetzt menschliche Ribonuklease so modifiziert, daß auch sie mit dem Inhibitor keine Verbindung mehr eingehen kann (Nature Biotechnology, März 1999). Bei der Verwendung von tierischen Präparaten besteht immer die Gefahr einer Immunantwort, die den "Fremdkörper" erkennt, angreift und wirkungslos macht. Aus menschlichem Material gewonnene Medikamente verringern dieses Risiko.
Die Wissenschaftler aus der Gruppe von Motoshi Suzuki nahmen sich der Ribonuklease A der Bauchspeicheldrüse an und erreichten eine Resistenz gegen den Inhibitor, indem sie nur eine einzige Aminosäure an eine ganz bestimmte Stelle des Enzymmoleküls einbauten. Diese Aminosäure wirkt dann als Verbindungsstück, an das sich ein recht sperriges Protein anlagern läßt. Das so entstandene Gebilde kann vom RI nicht mehr umhüllt werden, behält aber seine Fähigkeit, RNA zu zerschneiden.
Gleichzeitig ergab sich daraus ein Lösungsansatz für ein anderes bei Krebsmitteln auftretendes Problem: Wie kann das Medikament dazu genutztt werden, nur Tumorzellen zu töten, gesundes Gewebe aber in Ruhe zu lassen? Die Forscher griffen hier eine Besonderheit der kranken Zellen zurück. Diese haben oft ungewöhnlich viele Rezeptoren für das Protein Transferrin auf ihrer Oberfläche. Wenn man nun das Transferrinmolekül selbst oder einen Antikörper für den Rezeptor an die Ribonuklease baut, schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Das Enzym wird unempfindlich gegen den Inhibitor, und es steuert selektiv Krebszellen an.
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