News: Erfolgreiches Brutgeschäft
Doch im Gegensatz zum Kuckuck, der seine Jungen ausschließlich dem auserwählten Wirt aufdrängt, zeigen weibliche Schellenten drei verschiedene Fortpflanzungsstrategien: Während sich die einen nur um ihr eigenes Gelege kümmern, haben sich andere darauf spezialisiert, ihren Nachwuchs in fremden Nestern großziehen zu lassen. Wieder andere Weibchen hingegen kombinieren die beiden Taktiken: Zunächst verteilen sie einen Teil ihrer Eier auf fremde Gelege, um anschließend den anderen Teil selber auszubrüten.
Matti Ahlund und Malte Andersson von der Gothenburg University interessierten sich für dieses eigentümliche Fortpflanzungsverhalten und gingen der Frage nach, welche Erfolgsbilanz mit den verschiedenen Strategien verknüpft ist. Um dies herauszufinden, analysierten sie Proteinmuster von Eiern mithilfe der Elektrophorese und ordneten diese jeweils individuellen Muttertieren zu. Zusätzlich markierten die Forscher brütende Weibchen und notierten die Gelegegröße. Auch die geschlüpften Küken kennzeichneten sie mit brutspezifischen Farbbändern und zeichneten über einen Zeitraum von vier Wochen deren Überlebensrate auf.
Der Vergleich der drei Taktiken offenbarte deutliche Unterschiede bezüglich der Anzahl an Eiern: Jene Schellenten, die Brutparasitismus betrieben und gleichzeitig ein eigenes Gehege betreuten, waren mit Abstand am erfolgreichsten: Mit durchschnittlich 12,3 Eiern produzierten sie 1,5-mal mehr Nachwuchs als ihre Artgenossinnen, die lediglich gewöhnlichen Brutgeschäften nachgingen (7,9 Eier), und sogar doppelt soviel wie jene Weibchen, die ihre Eier ausschließlich in fremden Nestern hinterließen (5,8 Eier). Und auch hinsichtlich der Zahl überlebensfähiger Jungtiere stachen die selbstbrütenden Schmarotzer-Enten mit 7,3 Küken sowohl die nicht parasitischen Weibchen (2,2 Küken) als auch die rein-parasitischen (1,1 Küken) eindeutig aus.
Doch wie ist es zu erklären, dass jene Fortpflanzungsstrategie derart überlegen ist? Vermutlich sind die später erzeugten, eigenen Gelege der Brutparasiten geringeren Störungen ausgesetzt und werden seltener von Räubern heimgesucht, spekulieren die Forscher. Möglicherweise befinden sich jene Weibchen, die parasitische Aktivitäten mit einer eigenen Brut kombinieren, aber auch gerade in ihrer "Blütezeit" und können aus diesem Grund mehr Eier produzieren als ihre Artgenossinnen.
Unklar ist zudem, welcher langfristige Nutzen mit den verschiedenen Strategien verbunden ist, denn immerhin können sich ja auch die beiden weniger erfolgreichen Fortpflanzungstaktiken behaupten. Des Weiteren gibt es Hinweise, dass die Weibchen im Laufe ihres Lebens nicht auf eine Strategie festgelegt sind. Offensichtlich können sie sich mal dieser und mal jener Taktik bedienen. Bei den Schellenten gibt es offensichtlich noch viel zu erforschen.
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