News: Eros ohne Anziehungskraft
Für Joseph Veverka vom Department of Space Sciences der Cornell University ist das ein Rätsel. Die Oberfläche von Eros ist übersät mit kleinen, weniger als einen Kilometer durchmessenden Kratern. Gleichzeitig finden sich zahllose Gesteinsfragmente mit Durchmessern zwischen 30 und 100 Metern. Aber "sowohl die Intuition als auch Berechnungen sagen einem, dass die meisten Trümmer infolge einer Kollision der Schwerkraft entflohen sein müssten", meint Joseph Veverka, der nach Erklärungen für das seltsame Phänomen sucht (Science vom 22. September 2000).
So könnten die herausgeschlagenen Bruchstücke in der gleichen Umlaufbahn wie Eros verbleiben. Irgendwann käme der Asteroid auf seiner Bahn wieder in die Gegend, in der es einst zu dem Zusammenstoß kam – um die Trümmer auf diese Weise nach und nach aufzusammeln. Für Veverka klingt das aber ziemlich bizarr, schließlich ist es auch möglich, dass die Kraterbildung auf derart kleinen Objekten einfach anders funktioniert als auf größeren Planeten oder Monden. Die Fragmente müssten in diesem Fall mit sehr geringer Geschwindigkeit herausgeschlagen werden. Eine Möglichkeit, die Veverka jedoch genauso wenig überzeugt: "Wir haben schlichtweg keine Ahnung, warum es auf der Oberfläche so viele Steinblöcke gibt".
Das Near Earth Asteroid Rendezvous Spacecraft (NEAR Shoemaker) umkreist 433 Eros seit dem 14. Februar 2000. Die Sonde gab bisher Aufschluss über die Massenverteilung, die chemische Zusammensetzung und die Oberflächenbeschaffenheit des Asteroiden. Dabei fiel auch die große Zahl der Gesteinsbrocken auf, die regional zwar unregelmäßig verteilt sind, sich aber nicht in tief liegenden Regionen sammeln.
Eros ist ein Relikt aus der Zeit der Entstehung unseres Sonnensystems und zieht seine Bahn in rund 400 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde. Eine geologische Entwicklung und die damit einhergehende chemische Differenzierung des Asteroiden hat nicht stattgefunden. Eros ist niemals von Vulkanausbrüchen oder Erdbeben heimgesucht worden. Der Asteroid besteht durch und durch aus dem gleichen homogenen Gestein, selbst die Anziehungskraft macht seinem Namen wahrlich keine Ehre.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 2.6.2000
"Zeuge alter Zeiten" - Spektrum Ticker vom 22.2.2000
"Erste Erkenntnisse von Eros"
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