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Exoplaneten: Ungewöhnliche »Super-Venus« entdeckt

Exoplaneten zwischen einer und etwa 17 Erdmassen galten bisher entweder als Supererden oder als Wasserwelten. Tatsächlich könnten viele von ihnen eher Höllenplaneten sein.
Ein leuchtender, orangefarbener Stern, umgeben von einem dunklen Weltraum mit vielen kleinen, funkelnden Sternen. Vor dem großen Stern ist ein grauer Planet zu sehen, der teilweise im Schatten liegt. Es gibt keine sichtbaren Texte oder URLs im Bild.
Wenn sich der Planet vor seinen Stern schiebt, durchquert ein Teil des Lichts die Atmosphäre – und offenbart deren Zusammensetzung.

Mehr als 7000 Exoplaneten sind bis heute bekannt. Bei vielen von ihnen wissen wir nicht, was sie für Welten sind und wie es auf ihnen aussieht – weil sie so anders sind als alles, was wir aus dem Sonnensystem kennen. Das gilt auch für einen der häufigsten Typen von Exoplaneten überhaupt: jene, deren Massen zwischen denen der Erde und dem etwa 17-fach schwereren Neptun liegen. Fachleute spekulierten bisher, es handle sich bei den Himmelskörpern wohl entweder um erdähnliche Gesteinsplaneten mit einer dichten, wasserstoffreichen Atmosphäre oder um Planeten mit Eiskern und einer wasserreichen Gashülle, ähnlich Neptun oder Uranus. Tatsächlich allerdings zeigte nun ein Team um den Astronomen Kazumasa Ohno vom National Astronomical Observatory of Japan, dass der acht Erdmassen schwere Exoplanet GJ 1214 b wohl etwas ganz anderes ist: eine »Super-Venus«.

GJ 1214 b umkreist einen Stern, der nur 48 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Deswegen ist er der am einfachsten zu beobachtende Planet dieser Größenklasse. Allerdings sind Welten dieser Größe von hohen, dichten Wolkenschichten umgeben, die den Blick in die tieferen Schichten der Atmosphäre blockieren. Was sich darunter verbirgt, ist rätselhaft. Ursprünglich galt GJ 1214 b als wahrscheinlichster Kandidat für einen komplett mit flüssigem Wasser bedeckten Planeten. Im Jahr 2023 tauften ihn Fachleute deswegen sogar auf den Namen »Enaiposha« – was in der Sprache der Massai grob übersetzt so etwas wie »Wasserwelt« bedeutet. Das erwies sich allerdings als voreilig.

Im Jahr 2024 entdeckte eine Arbeitsgruppe um Everett Schlawin von der University of Arizona in der Atmosphäre des Exoplaneten Absorptionslinien von Kohlendioxid und Methan. Doch die Daten waren nicht gut genug, um zu zeigen, welche Rolle die beiden Gase in der Atmosphäre spielen. Für die jetzt in der Fachzeitschrift »The Astrophysical Journal Letters« veröffentlichte Studie modellierte das Team um Ohno deswegen eine ganze Reihe von verschiedenen Atmosphären und Planeten. Anhand dieser Modelle berechnete es dann, wie deren Absorptionsspektren aussehen würden, und verglich diese Daten mit den realen Beobachtungen von Enaiposha.

Die besten Übereinstimmungen fanden die Fachleute keineswegs beim bisher vermuteten Wasserplaneten. Vielmehr ist GJ 1214 b wahrscheinlich ein Gesteinsplanet mit einer dichten, kohlendioxidreichen Atmosphäre, etwa analog zur Venus. Das legt auch nahe, dass der Planet eher Höllenwelt als Wasserwelt ist. Durch den Treibhauseffekt der kohlendioxidreichen Atmosphäre und die hohe Schwerkraft des Planeten dürfte die Atmosphäre an der Oberfläche extrem heiß und dicht sein. Möglicherweise sind solche unwirtlichen Planeten in dieser Größenklasse die Norm. Die »Super-Venus« wäre dann einer der häufigsten Planeten im Universum. Ganz sicher ist das allerdings noch nicht, denn neben der Masse bestimmen viele andere Faktoren das Schicksal eines Planeten. Und auch das Sonnensystem beherbergt zwar eine Venus – aber eben auch die etwas größere Erde.

  • Quellen
The Astrophysical Journal Letters 10.3847/2041–8213/ada02c, 2025
The Astrophysical Journal Letters 10.3847/2041–8213/ad7fef, 2025

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