Direkt zum Inhalt

Astronomie: Exotischer Stern entpuppt sich als doppelter Weißer Zwerg

Sie ist schwerer, schneller und anders gemixt als viele Vertreter ihrer Art: Eine milchig schimmernde Sternleiche lässt sich nur mit einem höchst seltenen Szenario erklären.
Künstlerische Darstellung der Verschmelzung der beiden Weißen Zwerge des Systems WD J0551+4135. Die beiden Zwergsterne berühren einander und werden eins.

Wissenschaftler haben einen höchst ungewöhnlichen Stern aufgespürt. Bei dem Objekt WDJ0551+4135 handelt es sich um einen Weißen Zwerg, der 150 Lichtjahre von uns entfernt durchs Weltall driftet. Weiße Zwerge sind ausgebrannte Sonnen, die am Ende ihres Brennzyklus in sich zusammenfallen und von da an eine milchig schimmernde Kugel bilden, ein gutes Stück kleiner als die Erde.

An und für sich sind die kompakten Kugeln nichts Ungewöhnliches. Das nun mit Hilfe des Astrometrie-Satelliten GAIA aufgespürte Exemplar fällt jedoch in dreierlei Hinsicht aus dem Rahmen: Erstens ist es mit rund 1,14 Sonnenmassen deutlich schwerer als gewöhnliche Vertreter seiner Klasse, die meist nur halb so schwer sind. Zweitens bewegt sich der Stern mit 129 Kilometern pro Sekunde sehr schnell durch unsere Galaxie. Und drittens ist die Sternleiche nicht wie andere Vertreter ihrer Art von einer dünnen Schicht Helium umgeben, sondern weist lediglich eine Hülle aus Wasserstoff und Kohlenstoff auf.

Am ehesten lasse sich der Exot durch eine Verschmelzung zweier leichter Sonnen erklären, schreibt das Team um Mark Hollands von der University of Warwick in »Nature Astronomy«. Laut diesem Szenario hätten sich die beiden Sterne zunächst in weitem Abstand umrundet, wären dann nacheinander zu Roten Riesen angewachsen und anschließend zu Weißen Zwergen kollabiert – und sich letztlich immer näher gekommen. Irgendwann wären sie dann verschmolzen.

In diesem Fall wäre WDJ0551+4135 extrem alt. Das Szenario würde die große Masse und die hohe Geschwindigkeit erklären – alte Sterne bewegen sich in vielen Fällen schneller durch die Milchstraße als jüngere Exemplare. Und laut Computersimulationen könnte das Helium, das in der Außenhülle des großen Zwergs fehlt, im Lauf der Zeit ins Innere gesickert sein, weshalb es heute nicht mehr sichtbar ist.

Sollte diese Interpretation stimmen, wäre der Weiße Zwerg recht knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt: Ab einer Masse von rund 1,4 Sonnenmassen wird die Schwerkraft eines Sterns zu groß, als dass er den Kollaps am Ende seines Brennzyklus noch abwenden kann. In diesem Fall explodiert er in einer Supernova – ein Schicksal, das WDJ0551+4135 erspart geblieben zu sein scheint.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.