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Extrasolare Planeten: Vulkanmond um einen Heißen Saturn entdeckt?

Wird der Exoplanet WASP-49b von einem vulkanisch extrem aktiven Mond umkreist? Darauf deutet der Fund einer Wolke aus ionisiertem Natrium hin.
Ein vulkanischer Exomond um den Planeten WASP-39 b (illustration)
Ist ein vulkanisch extrem aktiver Mond (Bildmitte) im System von WASP-49 b für die große Wolke aus Natriumionen verantwortlich? (Illustration)

Im Sternbild Jungfrau befindet sich der etwa 635 Lichtjahre von uns entfernte Exoplanet WASP-49 b, der einen sonnenähnlichen Stern vom Spektraltyp G umrundet. Dies wäre für sich gesehen in Anbetracht von mehr als 7300 bekannten Exoplaneten nichts Besonderes – gäbe es da nicht Hinweise auf eine ungewöhnliche ausgedehnte Wolke aus elektrisch geladenen Natriumionen. Diese lassen sich aber weder auf den Exoplaneten noch auf das Zentralgestirn zurückführen, sondern weisen auf ein von beiden Objekten separates Gebilde in diesem Sternsystem hin. Der Nachweis von ionisiertem Natrium in diesem System gelang schon im Jahr 2017, aber nun gibt es einen spektakulären Vorschlag des Teams um Apurva V. Oza vom California Institute of Technology in Pasadena: Die Gruppe vermutet, dass das Natrium von einem vulkanisch äußerst aktiven Mond freigesetzt wird.

Tatsächlich kennen wir einen solchen Fall aus unserem Sonnensystem. Der vulkanisch aktive Jupitermond Io setzt ebenfalls eine große Wolke aus Natrium und Kalium frei, die sich zu einer riesigen Struktur entlang der Umlaufbahn dieses Mondes anordnet. Sie wird auch als Io-Torus bezeichnet. Schon in den 1960er Jahren war man durch spektroskopische Untersuchungen von Jupiter und seinen Monden auf den Io-Torus aufmerksam geworden, konnte sich aber dessen Ursache nicht erklären. Dies gelang erst, als im März 1979 die Raumsonde Voyager 1 dicht an Io vorbeiflog. Sie funkte dabei Detailbilder seiner Oberfläche zur Erde, die schon vorher durch ihre intensive rötlich gelbe Tönung aufgefallen war. Die Bilder enthüllten, dass Io ständig vulkanisch aktiv ist und große Mengen an Gasen in den umgebenden Weltraum ausstößt, darunter eben auch Natrium.

Im Fall von WASP-49 b und seinem Zentralgestirn war schnell klar, dass beide Himmelskörper Natrium enthalten – jedoch nicht in ausreichender Menge, um die Natriumwolke zu erzeugen. Um sie aufrechtzuerhalten, müssen pro Sekunde etwa 100 Tonnen Natrium freigesetzt werden. Die Idee ist nun, dass ein vulkanisch aktiver Trabant wie Io den Planeten WASP-49 b in geringem Abstand umrundet und dabei durch Gezeitenkräfte extrem aufgeheizt wird. Die Vulkanaktivität variiert zeitlich und kann die beobachteten Intensitätsschwankungen der Natriumemissionen erklären. Zudem lässt sich so zwanglos verstehen, dass sich die Natriumwolke manchmal schneller als der Planet um das Zentralgestirn bewegt, was bei einer Natriumquelle auf WASP-49 b unmöglich wäre.

Der Planet selbst gehört zur Klasse der »Heißen Saturne«, da er etwa auf die Masse unseres Ringplaneten kommt. Er umrundet sein Zentralgestirn in nur 2,8 Tagen. Die Natriumwolke dagegen verschwindet und scheint sich unregelmäßigen Zeiträumen erneut zu bilden. Nimmt man aber an, dass die Wolke von einem Mond freigesetzt wird, der den Heißen Saturn innerhalb von nur etwa acht Stunden umrundet, lassen sich die Beobachtungen recht einfach verstehen. So ist es auch möglich zu erklären, dass sich die Wolke manchmal vor dem Planeten befindet und sich keiner bestimmten Region auf der Oberfläche von WASP-49 b zuordnen lässt.

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