News: Familienkonflikt
Vater, Mutter und der Nachwuchs - jeder hat seine ganz bestimmten und mit den anderen nur selten übereinstimmenden Interessen. Ohne Worte wird der Kampf für den eigenen Vorteil bereits auf der Ebene der Gene ausgetragen.
Betrachtet man Fortpflanzung einmal ganz nüchtern aus Sicht der Beteiligten, verfliegt schnell das idyllische Bild von Liebe, Gemeinschaft und Geborgenheit. Ein harter Interessenkampf tritt dann zu Tage, mit klar umrissenen Rollen und Zielen der Eltern wie der Kinder.
Vater möchte seine Gene möglichst erfolgreich unter die nächste Generation bringen, also strebt er nach zahlreicher Nachkommenzahl, auch auf Kosten der Mutter – wer weiß, ob das gemeinsame Abenteuer nicht das letzte seinerseits mit ihr war. Mutter hingegen verlegt sich mehr aufs Kräfte sparen, denn es könnte ja sein, dass ihr beim nächsten Mal tatsächlich der Traummann begegnet, mit dem sie natürlich dann erst recht Nachwuchs zeugen möchte. Gleiches gilt für die Aufzucht der Jungen, bei der sie immer darauf achten muss, sich selbst nicht zu stark zu verausgaben. Die Sprösslinge hingegen fordern von der Mutter optimale Ernährung und Päppelung – und zwar mehr, als die Versorgerin eigentlich bieten kann.
Drahtzieher im Kräftemessen sind die Gene, die seitens der Eltern weitergegeben werden. Im Rahmen der so genannten genomischen Prägung werden manche väterliche oder mütterliche Erbanlagen in bestimmten Entwicklungsstadien einfach abgeschaltet, sodass in dieser Phase nur die entsprechende Kopie des anderen Elternteiles zum Zuge kommt – und damit gewisse Interessen unterstützt. Beispielsweise stellt der Nachwuchs an die mütterliche Versorgung besonders dann hohe Ansprüche, wenn sich der Papa wenig um die Kleinen kümmert, um so ja sicherzustellen, dass die Jungen auch wirklich auf ihre – und damit indirekt auf Vaterns – Kosten kommen.
Dieses genetische Ränkespiel offenbaren auch zwei Mausstämme namens CBA und B6. Während der CBA-Nachwuchs zahlreicher, aber dafür kleiner ist, zeichnen sich B6-Gelege durch weniger, aber dafür besser beleibte Jungen aus. Reinmar Hager und Rufus Johnstone von der University of Cambridge sorgten nun für ein buntes Durcheinander der Elterntiere und begutachteten die Folgen der gekreuzten Familienpolitik. Um außerdem die Fürsorge der Mütter verschiedener Stämme auszuloten, versorgten sie alle Mäusejungen mit Adoptivmüttern.
Zur Verblüffung der Wissenschaftler hat die Mutter offenbar keinen Einfluss auf die Zahl ihrer Sprösslinge, dies scheint allein väterliches Terrain. Denn weiterhin sorgten B6-Väter für weniger und CBA-Väter für zahlreichere Nachkommen, egal, welchem Stamm die Mutter angehörte. Wie ihnen das gelingt, können die Forscher noch nicht beantworten. Vielleicht beeinflusst das väterliche Erbgut die Zahl der befruchteten Eier, die sich in der Gebärmutter entwickeln dürfen. Einige davon werden jeweils resorbiert – womöglich können die Gene des Vaters darüber eine gewisse Kontrolle ausüben.
Auch in der anschließenden Versorgung der Kleinen zeigten sich deutliche Unterschiede: CBA-Mütter bieten den Kleinen weniger Milch als ihre B6-Artgenossinnen. Womöglich wehren sie sich so gegen die ungewollt große Kinderschar, die ihnen mit Männchen ihres Stammes normalerweise blüht. Beide Muttergruppen allerdings zeigten durchaus Standesdünkel. Denn gehörte die natürliche Mutter des Nachwuchses zum selben Stamm wie die Adoptivmama, floss die Milch reichlicher als bei den entfernteren Verwandten. Der Stamm des Vaters spielte für diese Versorgungsdifferenzen dagegen keine Rolle.
Die Forscher haben dafür zwei Erklärungen: Entweder verhalten sich die Sprösslinge der beiden Stämme unterschiedlich und signalisieren den Müttern so die nahe Verwandtschaft. Oder aber die Mütter selbst haben einen Mechanismus entwickelt, ihresgleichen herauszuwittern. Eine solche Fähigkeit wäre in der freien Natur, in der Nachwuchs häufig in gemeinschaftlichen Nestern mehrerer Weibchen großgezogen wird, von großem Vorteil, um die eigenen Sprösslinge zu erkennen.
So kämpfen sie alle – beziehungsweise stellvertretend die Gene – um jeden noch so winzigen Vorsprung für ihre Interessen, ohne dabei zu viel abgeben zu müssen. Ein Trost nur bleibt den Desillusionierten, was die Liebe, Gemeinschaft und Geborgenheit betrifft: Bei allen offenen und derart subtilen Familienkonflikten – genießen lässt es sich trotzdem.
Vater möchte seine Gene möglichst erfolgreich unter die nächste Generation bringen, also strebt er nach zahlreicher Nachkommenzahl, auch auf Kosten der Mutter – wer weiß, ob das gemeinsame Abenteuer nicht das letzte seinerseits mit ihr war. Mutter hingegen verlegt sich mehr aufs Kräfte sparen, denn es könnte ja sein, dass ihr beim nächsten Mal tatsächlich der Traummann begegnet, mit dem sie natürlich dann erst recht Nachwuchs zeugen möchte. Gleiches gilt für die Aufzucht der Jungen, bei der sie immer darauf achten muss, sich selbst nicht zu stark zu verausgaben. Die Sprösslinge hingegen fordern von der Mutter optimale Ernährung und Päppelung – und zwar mehr, als die Versorgerin eigentlich bieten kann.
Drahtzieher im Kräftemessen sind die Gene, die seitens der Eltern weitergegeben werden. Im Rahmen der so genannten genomischen Prägung werden manche väterliche oder mütterliche Erbanlagen in bestimmten Entwicklungsstadien einfach abgeschaltet, sodass in dieser Phase nur die entsprechende Kopie des anderen Elternteiles zum Zuge kommt – und damit gewisse Interessen unterstützt. Beispielsweise stellt der Nachwuchs an die mütterliche Versorgung besonders dann hohe Ansprüche, wenn sich der Papa wenig um die Kleinen kümmert, um so ja sicherzustellen, dass die Jungen auch wirklich auf ihre – und damit indirekt auf Vaterns – Kosten kommen.
Dieses genetische Ränkespiel offenbaren auch zwei Mausstämme namens CBA und B6. Während der CBA-Nachwuchs zahlreicher, aber dafür kleiner ist, zeichnen sich B6-Gelege durch weniger, aber dafür besser beleibte Jungen aus. Reinmar Hager und Rufus Johnstone von der University of Cambridge sorgten nun für ein buntes Durcheinander der Elterntiere und begutachteten die Folgen der gekreuzten Familienpolitik. Um außerdem die Fürsorge der Mütter verschiedener Stämme auszuloten, versorgten sie alle Mäusejungen mit Adoptivmüttern.
Zur Verblüffung der Wissenschaftler hat die Mutter offenbar keinen Einfluss auf die Zahl ihrer Sprösslinge, dies scheint allein väterliches Terrain. Denn weiterhin sorgten B6-Väter für weniger und CBA-Väter für zahlreichere Nachkommen, egal, welchem Stamm die Mutter angehörte. Wie ihnen das gelingt, können die Forscher noch nicht beantworten. Vielleicht beeinflusst das väterliche Erbgut die Zahl der befruchteten Eier, die sich in der Gebärmutter entwickeln dürfen. Einige davon werden jeweils resorbiert – womöglich können die Gene des Vaters darüber eine gewisse Kontrolle ausüben.
Auch in der anschließenden Versorgung der Kleinen zeigten sich deutliche Unterschiede: CBA-Mütter bieten den Kleinen weniger Milch als ihre B6-Artgenossinnen. Womöglich wehren sie sich so gegen die ungewollt große Kinderschar, die ihnen mit Männchen ihres Stammes normalerweise blüht. Beide Muttergruppen allerdings zeigten durchaus Standesdünkel. Denn gehörte die natürliche Mutter des Nachwuchses zum selben Stamm wie die Adoptivmama, floss die Milch reichlicher als bei den entfernteren Verwandten. Der Stamm des Vaters spielte für diese Versorgungsdifferenzen dagegen keine Rolle.
Die Forscher haben dafür zwei Erklärungen: Entweder verhalten sich die Sprösslinge der beiden Stämme unterschiedlich und signalisieren den Müttern so die nahe Verwandtschaft. Oder aber die Mütter selbst haben einen Mechanismus entwickelt, ihresgleichen herauszuwittern. Eine solche Fähigkeit wäre in der freien Natur, in der Nachwuchs häufig in gemeinschaftlichen Nestern mehrerer Weibchen großgezogen wird, von großem Vorteil, um die eigenen Sprösslinge zu erkennen.
So kämpfen sie alle – beziehungsweise stellvertretend die Gene – um jeden noch so winzigen Vorsprung für ihre Interessen, ohne dabei zu viel abgeben zu müssen. Ein Trost nur bleibt den Desillusionierten, was die Liebe, Gemeinschaft und Geborgenheit betrifft: Bei allen offenen und derart subtilen Familienkonflikten – genießen lässt es sich trotzdem.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.