Direkt zum Inhalt

News: Fernbedienung

Wenngleich der Parcours nicht einfach ist: Mit Leichtigkeit überklettert der Roboter Hindernisse, balanciert über schmale Leisten, springt von Vorsprüngen und quetscht sich durch enge Öffnungen. Doch hier erreicht kein Ding aus Blech und Plastik das Ziel, sondern eine ferngesteuerte Ratte.
Ohne Schutz und Deckung
"Die macht das aus purer Lust", versichert Sanjiv Talwar von der State University of New York und fügt hinzu: "Die Ratte schwebt in ihrem Nirwana". Und vermutlich hat er Recht, denn das Nagetier, das da zielgerichtet durch die Landschaft rast, tut dies, weil eine haarfeine Elektrode das Belohnungszentrum in seinem Gehirn beglückt. Die Ratte ist ferngesteuert.

Damit das Tier nicht nur glücklich ist, sondern auch dorthin rennt, wo Verletzte unter Schutt begraben oder tödliche Minen versteckt sind, reizen zwei weitere Elektroden die Hirnregionen, in denen normalerweise die Nachrichten der Tasthaare ankommen und verarbeitet werden. Den entsprechenden Radioempfänger samt Batterien tragen die ratbots in einem kleinen Rucksack mit sich.

Während einer Trainingsphase hatten die Ratten in einem Labyrinth gelernt, dass sie auf die "virtuelle" Reizung ihrer Tasthaare hin vor- oder zurücklaufen und nach links oder nach rechts abbiegen mussten, damit die Elektrode in ihrem Belohnungszentrum feuerte.

Aus bis zu 500 Metern Entfernung können die Forscher um Talwar ihre fünf Ratten nun mithilfe eines Laptops fernsteuern. Und wenngleich die klugen Nager vollkommen willenlos sind, ihre mechanischen Pendants schlagen sie um Längen. Denn mit ihrer Behändigkeit kommen sie überall durch, können über Schutt hüpfen und Kanalisationen durchschwimmen.

Auch widrigen Umständen - grell erleuchteten Räumen beispielsweise oder hohen Bäumen - gehen die ferngesteuerten Nager nun nicht mehr aus dem Weg. Die Lust obsiegt über den Verstand - nicht jedoch den Instinkt. So ist ein Sprung aus lebensgefährlicher Höhe per Knopfdruck nicht drin.

Dass die Forscher vom amerikanischen Verteidigungsministerium finanzielle Unterstützung erhalten, ist kaum verwunderlich, schließlich können die ratbots - ausgestattet mit kleinen Kameras - Minen oder verschüttete Soldaten suchen. Bald sollen die Ratten sogar ihr feines Geruchsvermögen in den Dienst des Landes stellen. Dann werden die haarfeinen Elektroden im Riechzentrum des Rattenhirns stecken und Alarm schlagen, wenn das Tier Sprengstoff wittert.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.