News: Fische mit Elektroortung
Ihr elektrischer Sinn erlaubt den Elefantenrüsselfischen (Gnathonemus petersii) eine nächtliche Lebensweise in afrikanischen Flüssen und Seen: Tagsüber sind sie inaktiv und verstecken sich. Nachts, wenn ihre Feinde und Konkurrenten nichts mehr sehen können, werden sie aktiv. Sie können sich im nächtlich-dunklen Fluß orientieren, ihr Futter finden und sich auch fortpflanzen.
Die Forscher der Universität Bonn fanden auch den Mechanismus, der die elektrische Tiefenwahrnehmung ermöglicht. Die Wissenschaftler entdeckten bei den Versuchstieren eine elektrische Sinnestäuschung, vergleichbar mit optischen Täuschungen bei Menschen: Es stellte sich heraus, daß den Fischen Metallkugeln im Gegensatz zu anderen Objekten immer weiter weg erschienen, als sie in Wirklichkeit waren. Die Messung und Analyse des elektrischen Schattens auf der Fischhaut lieferte schließlich die Erklärung für die Sinnestäuschungen und damit auch für den Mechanismus, den die Fische zur Entfernungsmessung einsetzen: Die Tiere werten die "Unschärfen" im Randbereich des elektrischen Schattens aus, um daraus die Entfernung eines Objekts zu berechnen.
Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen einen völlig neuen Mechanismus zur räumlichen Tiefenwahrnehmung bei Tieren. Das besondere an diesem Mechanismus ist, daß die dreidimensionale Umwelt auf einer zweidimensionalen Rezeptoroberfläche abgebildet wird, von der dann das Fischgehirn die Umwelt dreidimensional rekonstruiert. Diese bisher unbekannte Methode zur räumlichen Wahmehmung ermöglicht auch neue Anwendungen. Die Bonner Zoologen arbeiten nun an der Entwicklung von Sensoren, die unter extremen Umweltbedingungen, wie z.B. unter hohen Temperaturen oder in stark verschmutzten Gewässern, Objekte erkennen und dreidimensional darstellen können.
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